WTT Singapore Smash: Qiu, Franziska und Boll im Viertelfinale
Rekordeuropameister Timo Boll hat beim mit 1,5 Millionen US-Dollar dotierten Singapore Smash (7. bis 17. März) weiter an seinem Legendenstatus geschraubt. Der 43-jährige Düsseldorfer bezwang im Achtelfinale mit einer beeindruckenden Glanzleistung Chinas 18 Jahre alten Jungstar Lin Shidong, der zuvor in Runde zwei Weltmeister Fan Zhendong ausgeschaltet hatte. Auch der Saarbrücker Patrick Franziska steht nach einem 3:2-Erfolg im nationalmannschaftsinternen Duell gegen Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm) im Viertelfinale. Zuvor hatte am frühen Morgen Europameister Dang Qiu (Düsseldorf) den Südkoreaner Cho Daesong in fünf Sätzen besiegt. Mit drei Spielern stellt Deutschland im Viertelfinale die meisten Teilnehmer. Zweimal ist China, je einmal Frankreich, Taiwan und Indien vertreten.
Glänzender Timo Boll stellt Chinas Jungstar vor unlösbare Probleme
Timo Boll erteilte dem 25 Jahre jüngeren Lin Shidong im ersten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten eine Lehrstunde in Sachen Spielübersicht und Taktik. Der Deutsche glänzte gegen den U19-Weltmeister nicht nur mit seinem variantenreichen Service und seinen effetreichen Topspinschlägen, sondern überraschte die Nummer 18 der Welt sogar immer wieder auch mit seiner umlaufenen Rückhand und risikoreichen Vorhandattacken. Nach Bolls 11:7 zum Auftakt fand der zwischendurch immer wieder mit pfeilschnellen Rückhandtopspins punktende Chinese, der sich später mit 11:5 den dritten Satz sicherte, schon im Verlauf des zweiten Durchgangs besser ins Spiel. Eine kluge Auszeit bei 9:8 nach 9:5-Führung verschaffte Boll jedoch mit 11:8 die in dieser Phase wichtige 2:0-Führung. Im vierten Satz gelang es Boll sogar, einen zwischenzeitlichen Drei-Punkte-Rückstand wettzumachen, sodass der Chinese bei 8:7-Führung seine Auszeit nahm. Wie nervös Lin Shidong zu diesem Zeitpunkt bereits war, zeigte sein auf das Time Out folgender Fehlaufschlag. Kurz darauf nutzte der ehemalige Weltranglistenerste Boll bei 11:10 seinen zweiten Matchball zum verdienten Sieg.
In dem sehenswerten Duell kamen die Zuschauer durch zahlreiche beeindruckende Ballwechseln, in denen sich die Finessen des Deutschen und die Athletik des Chinesen wiederfanden, voll auf ihre Kosten. In den beiden spektakulärsten Rallyes hatte der Düsseldorfer allerdings zweimal das Nachsehen: Ein erstes Mal in Satz drei nach endlosen Attacken gegen einen in der aktiven Rückhand-Ballonabwehr verteidigenden Lin, ein zweites Mal im vierten Durchgang nach einem Hochgeschwindigkeits-Topspinschlagabtausch, als Linkshänder Boll nach einer 360-Grad-Pirouette mit der rechten Hand den Ballwechsel weiterführen wollte. Der zweimalige World-Cup-Gewinner, der im Viertelfinale am Freitag um 13.20 MEZ auf den in Runde zwei gegen Benedikt Duda (Bergneustadt) erfolgreichen Weltranglistenfünften und dreimaligen WM-Dritten Liang Jingkun (China) trifft, sagte nach seinem Triumph über Lin Shidong: "Das war ein sehr guter Auftritt von mir, allerdings auch körperlich sehr fordernd. Ich war sehr neugierig auf ihn, er hat schon sehr viele gute Resultate erzielt. Es ist eine große Herausforderung, gegen Spieler anzutreten, die mein Kind sein könnten. Umso größer ist nachher die Genugtuung, wenn man gewinnt. Mein nächster Gegner Liang Jingkun scheint in sehr guter Form zu sein. Ich versuche jetzt, mich gut zu erholen, um ihn dann morgen so gut es geht zu ärgern."
Patrick Franziska gewinnt Achtelfinal-Duell gegen Dima Ovtcharov
Patrick Franziska hat ebenfalls das Viertelfinale des Singapore Smash erreicht. Der Saarbrücker besiegte seinen Nationalmannschaftskollegen Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm) mit 11:9, 11:8, 4:11, 5:11 und 11:7. Es war das dritte internationale Aufeinandertreffen der gemeinsamen WM-Dritten im Doppel. Das erste war an Franziska, das zweite an den olympischen Rekordmedaillengewinner Ovtcharov gegangen. Der Europe-Top-21-Sieger von 2021 Franziska sagte nach seinem Erfolg: "Ich bin natürlich sehr happy, dass ich im Viertelfinale des Grand Smash stehe. Dima und ich kennen uns so gut, da gibt es keine Geheimnisse. Deshalb war es heute auch eher ein Spiel mit kurzen Ballwechseln."
Franziska, der in der zweiten Runde den zweiten Triumph seiner Karriere über den zweimaligen Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister Ma Long (China) gefeiert hatte, trifft im Viertelfinale auf einen für ihn äußerst unangenehmen Kontrahenten. Gegen den Weltranglistenachten Lin Yun-Ju (Taiwan), den Gewinner des WTT Champions Frankfurt, ist der ehemalige Doppel-Europameister in bisher sechs Aufeinandertreffen noch ohne Sieg. Geht es nach Franziska, dann soll sich das am Freitag (Beginn: 6.45 Uhr MEZ) ändern: "Gegen Lin habe ich noch nie gewonnen. Aber schon das letzte Duell gegen ihn in Frankfurt war sehr knapp. Ich bin hier in Singapur in einer sehr guten Form, wie man ja auch gestern gegen Ma Long gesehen hat. Ich weiß, dass ich in der Lage bin, auch Lin zu bezwingen. Falls das schon morgen ist, umso besser. Ich gehe jedenfalls mit sehr viel Selbstvertrauen in das Duell und werde alles reinlegen, was geht."
Dang Qiu trifft im Viertelfinale auf den aktuell besten Spieler der Welt
Am frühen Vormittag hatte der Weltranglistenzehnte Dang Qiu nach seinen Siegen über Dänen Anders Lind und den Japaner Maharu Yoshimura seine glänzende Form auch gegen den Südkoreaner Cho Daesong unter Beweis gestellt, der auf dem Weg in das Achtelfinale den Weltranglistensiebten Hugo Calderano (Brasilien) ausgeschaltet hatte. Nachdem sich Deutschlands Penholderass und der Linkshänder vier Sätze lang mit 11:3, 3:11, 11:7 und 7:11 einen ebenbürtigen Schlagabtausch mit wechselnden Vorteilen lieferten, kam es im fünften Durchgang zum Showdown. Nach einem Mini-Break zum 9:7 nutzte der gebürtige Nürtinger seinen eigenen Aufschlag, um zum dritten Mal in Folge in das Viertelfinale des Singapore Smash einzuziehen. Nach seinem Sieg sagte Dang Qiu: "Gegen Cho war es ein schweres und enges Spiel. Ich konnte mich in keiner Phase des Matches sicher fühlen. Singapur ist ein gutes Pflaster für mich. Hier hatte ich 2022 sozusagen meinen Durchbruch. Zum dritten Mal unter den besten Acht zu sein zeigt die Konstanz, mit der ich performe und dass ich meine Weltranglistenposition nicht geschenkt bekommen habe."
Der 27 Jahre alte Dang Qiu steht beim Duell um den Vorstoß in das Halbfinale am Freitag um 14.50 Uhr dem Weltranglistenzweiten Wang Chuqin (China) gegenüber, dem aktuell besten Spieler der Welt, der heute Schwedens 2021-WM-Finalisten Truls Möregardh nicht den Hauch einer Chance ließ. Gegen seinen nächsten Gegner stand Dang Qiu in diesem Jahr im Halbfinale der WTT Finals und im Viertelfinale des WTT Star Contender Doha zweimal auf verlorenem Posten: "Ich freue mich auf die Revanche gegen Wang Chuqin. Ich bin in guter Form und werde wieder alles versuchen."
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Quelle: Pressemitteilung DTTB
Beitragsbild oben: Dang Qiu, Patrick Franziska und Timo Boll (Fotos: WTT)