„Von sehr angepisst in sehr glücklich“: Fanbo Meng fährt erstmals zur WM
Am vergangenen Montag verkündete der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) die frohe Kunde für Fanbo Meng: Der 21-Jährige fährt erstmals zur WM, die vom 30. September bis 9. Oktober im chinesischen Chengdu ausgetragen wird. Wir haben mit Meng über die Nominierung, die Chancen des deutschen Teams und den Saisonstart mit dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) gesprochen.
Fanbo Meng, erst mal noch herzlichen Glückwunsch zu Ihrer ersten Nominierung für die WM! Wo waren Sie und was haben Sie gemacht, als Sie die Nachricht erhalten haben?
Ich war am Flughafen in Maskat im Oman – und, ehrlich gesagt, ich hatte gerade einen ganz schönen Hals, weil ich am Nachmittag in der ersten Hauptrunde des WTT-Turniers verloren hatte. Ich habe mit Rossi [Bundestrainer Jörg Roßkopf] telefoniert, und plötzlich sagte er, dass ich mit zur WM fahren werde. Meine Stimmung hat sich natürlich auf einen Schlag verwandelt, von sehr angepisst in sehr glücklich.
Was war denn der erste Gedanke, der Ihnen durch den Kopf geschossen ist?
Wenn ich ehrlich bin: Es gab vorher schon das Gerücht, dass Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska nicht mitfahren würden und dass es vielleicht für mich klappen könnte. Natürlich träumt man immer, allzu viel erwartet habe ich trotzdem nicht – einfach, um am Ende nicht enttäuscht zu sein. Es gibt schließlich viele tolle Spieler, die es ebenfalls verdient hätten. Als die Nachricht dann kam, habe ich mich einfach nur wahnsinnig gefreut.
Wie sehen Sie denn die Mannschaft ohne die Topspieler Boll, Ovtcharov und Franziska aufgestellt?
Natürlich sind die drei absolute Ausnahmespieler, die nicht mal eben so ersetzt werden können. Aber auch ohne sie haben wir eine starke Mannschaft, die mit Dang Qiu und Benedikt Duda von zwei tollen Spielern angeführt wird. Insgesamt würde ich sagen, dass wir ein junges Team haben, das trotzdem bereits über viel Erfahrung verfügt. Dang ist amtierender Einzel-Europameister, Bene und Dang wurden vergangenes Jahr Team-Europameister, und Ricardo Walther war 2020 Deutscher Einzel-Meister. Wenn alles stimmt und es die Auslosung gut mit uns meint, dann können wir eine gute Rolle spielen.
Und welche Rolle werden Sie in der Mannschaft spielen?
Ich sehe mich natürlich eher als die Nummer vier oder fünf im Team. Aber das ist nicht so wichtig. Ich freue mich auf das Turnier und will dort viel lernen. Dabei zu sein, ist eine große Chance und wird eine tolle Erfahrung, die mir in meiner Entwicklung weiterhelfen wird. Und vielleicht klappt es ja sogar mit einem Einsatz, vielleicht gegen einen der mutmaßlich schwächeren Gegner oder, wenn einer der Jungs eine Pause braucht.
Sie haben Dang Qiu bereits angesprochen: Er ist 25 Jahre alt und hat in den vergangenen zwei, drei Jahren eine wahnsinnige Entwicklung genommen, wurde in diesem Europameister, mehrfacher Deutscher Meister und steht in den Top 10 der Weltrangliste. Sie selbst sind 21 Jahre alt. Taugt die Entwicklung von Dang als Vorbild für Ihre eigene Entwicklung?
Als Vorbild nenne ich immer Jan-Ove Waldner – auch, weil er ja selbst mal in Fulda gespielt hat. Aber die Entwicklung von Dang ist natürlich einfach nur phänomenal. Und ich glaube, niemand hat vor einigen Jahren vorhergesehen, dass er so schnell so stark werden würde. Ich habe sehr großen Respekt vor seiner Entwicklung. Aber jeder Spieler ist anders, und am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf sind lauter Weltklassespieler, von denen ich mir täglich etwas abzuschauen versuche.
Zahlreiche dieser Weltklassespieler haben Sie in der jüngeren Vergangenheit bereits geschlagen, Timo Boll etwa oder den Doppel-Weltmeister Mattias Falck. Was fehlt Ihrem Spiel derzeit noch, um regelmäßig Siege in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) einzufahren?
Die Kontinuität, die Konstanz. Natürlich habe ich mich über diese Siege sehr gefreut. Und ich glaube, dass ich phasenweise richtig gutes Tischtennis spielen kann. Was mir aber noch fehlt, ist, diese Leistung regelmäßig zu zeigen und auf den Punkt abrufen zu können. Habe ich einen guten Start in ein Spiel, ist alles möglich. Erwische ich aber keinen guten Start, werde ich von den Topspielern manchmal noch richtig vermöbelt. Ich arbeite hart daran, mehr Konstanz in mein Spiel zu bekommen und mich weiterzuentwickeln.
Mit dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell sind Sie mit 2:4 Punkten in die TTBL-Saison gestartet. Zwei Punkte zu wenig, oder?
6:0 wäre natürlich noch besser. Aber im Ernst: Die Liga war noch nie so stark wie im Moment. Jedes Spiel ist unfassbar schwierig. Saarbrücken war einfach zu stark. Aber die Niederlage gegen Ochsenhausen war zu deutlich. Natürlich kann man verlieren, aber in diesem Spiel sind wir hinter unseren eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sich Alexandre Cassin an der Hand verletzt hat. Sonst hätte er vielleicht gegen Alvaro Robles gewonnen, und dann hätte es ganz anders laufen können. Aber so ist das eben im Sport.
Am Montagabend tritt der TTC beim SV Werder Bremen an, der mit 4:2 Punkten gestartet ist. Wie schätzen Sie die Chancen auf den zweiten Saisonsieg ein?
Fast alle Teams der Liga bewegen sich auf Augenhöhe, alle sind super stark aufgestellt. Das gilt auch für Bremen: Mit Mattias Falck und Kirill Gerassimenko haben sie zwei Ausnahmespieler, und mit Cristian Pletea haben sie im Sommer noch einen guten Doppelspieler dazugeholt. Aber auch wir sind super aufgestellt. Daher kann ich keine Prognose abgeben, wie das Spiel am Montag ausgeht. Ich denke, es wird ein offenes und typisches 50:50-Spiel, in dem am Ende Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen werden.