TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Düsseldorf wird wichtige Standortbestimmung“
Die TTF Liebherr Ochsenhausen bereiten sich in der laufenden Spielpause in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) auf wegweisende Wochen vor. Vereinspräsident Kristijan Pejinovic spricht im Interview aber außer über die Erwartungen der Oberschwaben an den anstehenden Gipfel bei Titelverteidiger Borussia Düsseldorf und das nachfolgende Pokal-Viertelfinale gegen den TTC Zugbrücke Grenzau auch über die Entwicklungsprozesse in seinem Klub.
Kristijan Pejinovic, nach einem starken Einstieg in die Saison hat Ihr Team vor der Spielpause gegen den FSV Mainz 05 eine unerwartete Heimniederlage hinnehmen müssen. Dieser Rückschlag gegen einen Aufsteiger ist sicherlich nicht einkalkuliert gewesen, oder?
Nein, aber andererseits: Was lässt sich in dieser Liga schon noch kalkulieren, wenn man nicht gerade auf die drei stärksten Mannschaften trifft?
Dass ein Play-off-Anwärter gegen einen vorher noch sieglosen Aufsteiger gewinnt, erscheint nicht so unrealistisch….
Das stimmt, aber es spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, etwa wie man selbst das Spiel angehen möchte und natürlich auch, was der Gegner macht. Mainz hängt zwar das Etikett Aufsteiger an, aber es hatten schon vorher andere Mannschaft Schwierigkeiten gegen sie, und es werden sich auch noch andere warm gegen Mainz anziehen müssen. Dazu kam bei uns sicher auch der Druck, die Punkte holen zu müssen, wodurch der eine oder andere unserer Spieler verkrampft ist.
Ihr Führungsspieler Simon Gauzy jedenfalls ging zweimal als Verlierer aus der Box….
Simon spielt seit einiger Zeit schon unter seiner Normalform. Das hat aber mehrere Gründe, an denen er auch arbeitet. Er versucht, in eine bessere Form zu kommen und war ja auch bis zum Spiel gegen Mainz ungeschlagen. Es ist seine zehnte Saison bei uns, da sind wir auch geduldig und machen deswegen kein Fass auf.
Ihr Neuzugang Alvaro Robles bereitet Ihnen ja dafür auch reichlich Grund zu Zufriedenheit, oder?
Alvaro ist ja im Grunde seit acht Jahren bei uns und hatte in dieser Zeit auch ohne Spiele für uns seinen Anteil an unseren Erfolgen. Es war aber immer sein großer Wunsch, auch für uns zu spielen. Dass es jetzt geklappt, gibt er nun direkt zurück, und dass nicht nur als klassischer Doppelspieler, als der er sich in den vergangenen Jahren schon etabliert hatte. Er kann mehr, und das zeigt er.
Ihr Team wird als Kandidat für einen Play-off-Platz gehandelt. Wie sehr schmerzen die beiden verlorenen Punkte gegen einen vermeintlichen Außenseiter?
Das kann man natürlich erst wirklich am Ende sagen. Aber mir ist ein solcher Warnschuss in der jetzigen Saisonphase lieber als später. Dadurch setzt sich im Kopf noch mehr fest, dass kein Spiel ein Selbstläufer ist und jeder Sieg verdient sein will.
Trotz des Dämpfers gegen Mainz ist Ochsenhausen beim Wiederbeginn der Saison Teil des Gipfeltreffens bei Spitzenreiter und Meister Borussia Düsseldorf. Wie blicken Sie dem Klassiker entgegen?
Der November und Dezember sind für uns mit Terminen vollgepackt, da muss man gut planen und vorbereitet sein. Natürlich wird das Spiel in Düsseldorf für uns eine wichtige Standortbestimmung, aber eine Niederlage wäre für uns auch kein Beinbruch, denn wichtiger ist zum jetzigen Zeitpunkt aus meiner Sicht fünf Tage später das Pokal-Viertelfinale gegen Grenzau.
Nach dem Double 2019 galt Ihr Klub als künftiger Dauerrivale für Düsseldorf. Diese Voraussagen haben sich bisher allerdings nicht ganz erfüllt. Was sind die Gründe für den gebremsten Prozess?
Mit unserem Konzept, mit jungen Spielern aus unserem Nachwuchs nach vorne zu kommen, sind wir schon auf einem guten Weg gewesen. Das haben unsere Titel 2019 in Meisterschaft und Pokal auch gezeigt. Danach kamen nacheinander durch einen schweren Wasserschaden an unserem Leistungszentrum, die Corona-Pandemie und die Etablierung der neuen WTT-Serie mit dem Weggang von Hugo Calderano als verständliche Konsequenz unerwartete Herausforderungen. Wir haben die Dämpfer durch diese Widrigkeiten auch gut gemeistert. Wir sind mit unserem Projekt gefühlt aber auch eigentlich noch am Anfang, insgesamt ist es auch noch recht jung und muss noch weiter etabliert werden, auch wenn die zwei Titel schon sehr erfreulich waren. Wir konzentrieren uns aber darauf, dass unsere Planungen sich langfristig positiv auswirken.
Kurzfristig, das haben Sie schon anklingen lassen, hat der Pokal für Sie Priorität. Wie wichtig wäre es, dass Ochsenhausen nach der verpassten Endrunde 2022 zu Beginn des neuen Jahres am 8. Januar praktisch vor der Haustüre in Neu-Ulm wieder beim Final Four dabei ist?
Das hat für uns einen hohen Stellenwert. Interessant ist dieses Mal ja abgesehen von der Chance auf einen wichtigen Titel auch besonders, dass womöglich der TTC Neu-Ulm noch mehr als wir ein Heimspiel hätte und damit möglicherweise im Halbfinale in einem echten Derby unser Gegner sein könnte. Aber wie schon gesagt: Alle Spiele in den nächsten Wochen, auch das gegen Grenzau, müssen gut geplant sein, damit wir gut durch diese Belastungen kommen.