Sportchef Tomasz Kasica (Mainz 05): „Wir sind in der Liga angekommen“
Neuling 1. FSV Mainz 05 verbringt die Spielpause in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) im Hochgefühl des ersten Erfolgs seiner Geschichte im Oberhaus. Durch das 3:1 beim Play-off-Kandidaten TTF Liebherr Ochsenhausen klopfen die Rheinhessen bei der Saisonfortsetzung an der Tür zur oberen Tabellenhälfte an. Sportchef Tomasz Kasica zieht im Interview nach den ersten Wochen in der TTBL ein Zwischenfazit.
Tomasz Kasica, für den 1. FSV Mainz 05 sind in der ersten Saison in der Tischtennis Bundesliga aller guten Dinge vier statt drei gewesen - im vierten Anlauf gelang Ihrem Team der erste Sieg durch einen 3:1-Coup beim Play-off-Anwärter TTF Liebherr Ochsenhausen. Lässt sich dadurch trotz des späteren Pokal-Aus jetzt schon guten Gewissens sagen, dass Mainz in der TTBL angekommen ist?
Auf jeden Fall sind wir in der Liga angekommen. Es ist aber vor allem für unser Selbstwertgefühl wichtig gewesen, bestätigt zu bekommen, dass wir gegen jede andere Mannschaft gewinnen können, schließlich ist Ochsenhausen ja nicht nur irgendein Gegner gewesen. Der Sieg hat uns auch gezeigt, dass wir den richtigen Weg gewählt haben. Aber uns ist auch klar, dass es in dieser Liga bis zum letzten Spieltag spannend bleiben wird und wir uns nicht auf diesem Erfolg ausruhen können.
Wirkt der Erfolg in Ochsenhausen auch über das Pokal-Aus hinaus in der Überbrückungsphase der Spielpause in der TTBL bis zur nächsten Begegnung mit Pokalsieger und Vizemeister 1. FC Saarbrücken-TT auf die Atmosphäre in Ihrer Mannschaft?
Natürlich, wir hatten den Pokal ja auch nur als Bonus ausgerufen. Wir freuen uns deshalb noch immer darüber zu sehen, dass wir in der Lage sind, gegen alle gewinnen zu können. In unser Spiel gegen Saarbrücken gehen wir dadurch mit breiter Brust und der gleichen Zielstrebigkeit und dem gleichen Ehrgeiz wie in Ochsenhausen.
Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach dem Anfangsabschnitt der Saison aus?
Es ist für uns der erwartete Quantensprung gewesen. Wir haben auch schon einiges gelernt, aber vieles ist für uns auch noch neu. Aber wir hoffen auf eine Weiterentwicklung als Mannschaft und Verein.
Welche Hoffnungen haben sich erfüllt?
Bei unserem ersten Heimspiel gegen Borussia Düsseldorf sind viele Zuschauer mit einer Mischung aus Euphorie und Neugier gekommen. Das hat uns gezeigt, dass unser Projekt, uns auch als Stadt mit Tischtennis zu präsentieren, angenommen wird. Wir freuen uns aber auch für jeden unserer Spieler, der schon ein Spiel gewinnen konnte. Toll ist die Erkenntnis, dass wir wettbewerbsfähig sind – das ist in der Vergangenheit nicht bei allen Neulingen so gewesen.
Sind andere Erwartungen auch enttäuscht worden?
Ehrlicherweise hätten wir nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen 2. Liga und TTBL doch noch so groß ist, dass die Schere nicht einmal so sehr finanzielle, sondern vor allem strukturell noch so weit auseinander geht.
Vor Saisonbeginn hatten Sie vorausgesagt, dass die Zugehörigkeit zur Bundesliga etwas mit Ihrer Mannschaft und Ihren Spielern machen wird. Haben Sie in dieser Hinsicht schon etwas bemerkt?
Die Wertschätzung für uns ist größer geworden, wir werden positiver gesehen. Unsere Spieler haben schon andere Marktwerte als noch vor Saisonbeginn, und unsere Gegner bereiten sich inzwischen anders auf Spiele gegen uns vor als noch vor ein paar Wochen. Wir merken aber auch, dass wir die Menschen zum Tischtennis bewegen können.
Laut Tabelle können Ihre Spieler bei der Fortsetzung der Saison gegen Pokalsieger und Vizemeister 1. FC Saarbrücken-TT selbstbewusst an der Tür zur oberen Hälfte anklopfen. Ist das vor dem Hintergrund des Erfolgs in Ochsenhausen eine realistische Zielsetzung?
Auch wenn jeder für uns schlagbar ist, haben wir doch im Pokal gesehen, dass man auch mal nicht so wie erhofft performt. Deswegen sollten wir gar nicht so sehr auf die Tabelle gucken. Für uns steht die Entwicklung im Vordergrund, und die kann ich bei uns auch schon sehen.
Die 650 Zuschauer bei Ihrer Heimpremiere gegen Meister Borussia Düsseldorf sind der beste Besuch aller TTBL-Spiele vor der Saisonunterbrechung gewesen. War das schon der oft bei Düsseldorfer Gastspielen zu beobachtende Ausreißer in der Zuschauerstatistik, der zudem vom Charakter des Heimdebüts in der höchsten Klasse noch verstärkt wurde, oder spiegelt diese Bestmarke das grundsätzliche Fan-Potenzial in Ihrer Region?
Ich glaube, dass dieses Publikum einen Kern bildet. Jeder, der bei dem Spiel in der Halle war, ist aus eigenem Antrieb gekommen, um dabei zu sein, und nicht, weil wir mit Sonderaktionen Eintrittskarten unter die Leute gebracht hätten. Die Fans spüren auch, dass sich unsere Spieler voll mit uns als Verein identifizieren und können deswegen für uns ein zusätzlicher Spieler werden. Dadurch entsteht bei uns auch solch eine Atmosphäre, dass sogar die Düsseldorfer ganz beeindruckt waren und gefilmt haben. Deswegen glaube ich an das Potenzial und bin sicher, dass gegen Saarbrücken wieder ähnlich viele Besucher kommen werden.