Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT): "Es kam zusammen, wie es zusammenkommen muss"

Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT): "Es kam zusammen, wie es zusammenkommen muss"

Patrick Franziska hat mit dem 1. FC Saarbrücken-TT in zwei Final-Thrillern zwischen den Topteams der Tischtennis-Bundesliga gegen Borussia Düsseldorf zum ersten Mal den Champions-League-Titel gewonnen. Im Interview resümiert der Kapitän der Saarländer die Endspiele und ordnet den Erfolg seines Teams auch schon mit Blick auf die bevorstehenden Play-offs in der TTBL ein.

Patrick Franziska, nach einigen vergeblichen Anläufen haben Sie mit dem 1. FC Saarbrücken-TT die Champions League gewonnen. Haben Sie und Ihre Mitspieler nach dem Erfolg bei Borussia Düsseldorf die längste Theke der Welt gestürmt?

Leider war uns das nicht möglich. Das Spiel dauerte ja schon sehr lange, und für mich standen am nächsten Morgen auch schon wieder Fitnesstests auf dem Plan. Deshalb haben wir den Abend mit einem guten Essen beim Italiener entspannt mit ein, zwei Getränken ausklingen lassen. Ich bin aber sicher, dass wir diesen Erfolg noch in Saarbrücken mit unseren Fans und allen Helfern feiern werden.

Was bedeutet der große Erfolg für Ihren Verein?

Die Champions League ist der größte Titel, der im Vereinssport möglich ist, da ist es für Saarbrücken natürlich etwas Megagroßes, weil dieser Titel nach dem Erfolg des ATSV Saarbrücken im damaligen Europapokal der Landesmeister mit einigen Legenden auch noch nie gewonnen werden konnte. Es ist für den Verein und auch für mich ein Traum, der wahr geworden ist, und uns allen sehr, sehr wichtig. Dieser Titel macht uns auch sehr stolz.

Welche Philosophie hat Saarbrückens Weg auf Europas Thron in den vergangenen Jahren zugrunde gelegen?

Seit ich 2016 nach Saarbrücken gekommen bin, habe ich nur beständige Arbeit erlebt. Dadurch sind wir ja auch schon Meister und nochmal Pokalsieger geworden. Wir haben uns von Jahr zu Jahr verbessert und sind in den großen Wettbewerben auch kontinuierlich immer in Halbfinals oder Endspielen gewesen. Dabei konnten wir Düsseldorf immer ein wenig ärgern und manchmal auch schlagen. Man sieht die Entwicklung auch sehr gut an Darko Jorgic, der bei uns behutsam aufgebaut und gefördert wurde und inzwischen zu einem absoluten Weltklassespieler gereift ist. Es sind wichtige Schritte, an Spielern festzuhalten und in Ruhe zu arbeiten.

Was hat in den beiden Endspielen und besonders im Finalrückspiel in Düsseldorf den Ausschlag für Ihre Mannschaft gegeben?

Das 2:3 im Hinspiel hat uns schon geärgert, denn dadurch war uns klar, dass das Rückspiel bei der extrem heinstarken Borussia eine Herkulesaufgabe für uns werden würde. Letztlich waren es im Rückspiel bestimmt meine beiden Erfolge mit 6:5 im fünften Satz gegen Anton Källberg und Dang Qiu, aber auch Darko, der hintenraus sehr nervenstark war. Es hätte in diesem engen Spiel alles auch in die andere Richtung laufen können. Man braucht eben ein bisschen Glück und vielleicht am Ende auch ein wenig Mut. Es kam an diesem perfekten Tag einfach alles zusammen, wie es zusammenkommen muss für solch einen Erfolg, wir haben sogar die Aufstellungen oft so getroffen, wie wir es uns gewünscht hatten.

Welche Rolle spielte der Ausfall von Timo Boll den Düsseldorfern?

Timo ist für jede Mannschaft durch seine Klasse und Erfahrung für jede Mannschaft auf jeder Position eine Verstärkung, da kann es keine zwei Meinungen geben. Aber Kay hat seinen Ausfall an Nummer drei mit zwei Siegen hervorragend ausgeglichen und souverän runtergespielt hat, zumal wir gedacht hatten, dass ein Punkt für uns an drei ein Schlüssel zum Sieg sein würde.

Hand aufs Herz: Waren nach der 2:3-Hinspielniederlage viele Zweifel vorhanden?

Natürlich haben wir alle immer an uns geglaubt, aber wenn man zuhause knapp verliert statt vorzulegen und dann nach Düsseldorf muss, sind natürlich schon Zweifel gekommen. Andererseits wussten wir auch, dass Düsseldorf auch einiges zu verlieren hatte. Deswegen sind wir locker geblieben und haben auf eine Chance gesetzt, die wir dann nutzen wollten.

Wie haben Sie sich nach dem Hinspiel wieder aufgebaut, dass Sie im Rückspiel alles abgeräumt haben?

Ich musste mich gar nicht so sehr aufbauen nach dem Hinspiel, weil ich mit meiner Leistung ziemlich zufrieden sein konnte und gemerkt hatte, dass mein Spiel ganz gut passt und sich einiges wie mein passives Spiel durch die Arbeit in den vorherigen Tagen nochmal verbessert hat. Das hat mir zusammen mit dem ersten Sieg gegen Anton nach längerer Zeit Selbstvertrauen und Auftrieb gegeben.

Gab es im Rückspiel einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Sie sicher waren, dass Ihre Mannschaft gewinnen wird, oder haben Sie schon die ganze Zeit daran geglaubt?

Nein, in diesem Spiel gab es diesen Zeitpunkt eigentlich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Nach Darkos Niederlage im ersten Spiel und meinem 0:2-Rückstand gegen Anton hatte ich sogar gedacht, dass wir aufpassen müssen, nicht unter die Räder zu kommen. Als ich das Spiel aber noch umgebogen hatte, habe ich erstmals gedacht, dass vielleicht doch etwas gehen kann, weil man in solchen Spielen solche Comebacks braucht. Wirklich daran geglaubt habe ich wohl erst nach dem 1:1 im Golden Match vor Darkos Satz gegen Kay, wobei das wirklich auch andersherum hätte ausgehen können.

Wie ist dieser Titelgewinn im Vergleich zur Meisterschaft und dem Pokalerfolg einzuordnen?

Es ist einfach das Größte. Es ist ein ähnliches Gefühl wie bei der Meisterschaft 2020. Zum ersten Mal mit einem Verein einen so wichtigen Titel zu gewinnen, ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Schon längere Zeit ist Ihre Mannschaft auf einer Augenhöhe mit den absoluten Topteams eingeschätzt worden. Wie wichtig ist der nun auch messbare Nachweis dieser Qualität?

Uns war immer wichtig, dass wir uns konstant national erst unter den ersten Vier und dann unter den besten Zwei einpendeln. Wir wollten trotz aller Schwierigkeiten, die zu einer Saison gehören können, da sein, wenn es darauf ankommt. Dass wir die Qualität haben, wissen wir, auch, dass an einem guten Tag solche Titel dazu gehören können. Für uns ist das Wichtigste, uns als eine der besten Mannschaften national und international zu etablieren. Das gibt uns das Selbstvertrauen und die Chance, um die Titel mitzuspielen und sie auch mal zu gewinnen.

Was bedeutet Ihnen der erste Champions-League-Erfolg für den Verein und auch für Sie persönlich?

Es ist auch mein erster Champions-League-Titel. Das war auch mein Traum, einmal die Champions League zu gewinnen. Das bedeutet auch mir sehr viel.

In wenigen Wochen könnten Sie mit Saarbrücken in den Play-offs der Bundesliga wieder auf Düsseldorf treffen. Ist der neue Champions-League-Sieger nun auch automatisch Favorit?

Alles muss erstmal gespielt werden. Aber jeder wird heiß sein, gegen uns zu gewinnen. Ich denke aber weiterhin nicht, dass wir in einem Spiel gegen Düsseldorf Favorit wären. Wir machen unsere Arbeit und schauen dann mal, wie weit es für uns gehen kann.