Manager Martin Werner (ASV Grünwettersbach): „Walther braucht dringend ein Erfolgserlebnis“
Für den ASV Grünwettersbach hat sich der Saisonstart in der Tischtennis Bundesliga zäher als erhofft gestaltet. Manager Martin Werner zieht im Interview eine Zwischenbilanz nach den ersten TTBL-Spielen und geht auch auf die Schwierigkeiten des neuen Mannschafts-Vizeweltmeisters Ricardo Walther im bisherigen Saisonverlauf ein.
Martin Werner, für Ihren ASV Grünwettersbach ist die Auftaktphase in der Tischtennis Bundesliga mit zwei Niederlagen ausgeklungen, in der TTBL-Tabelle ist Ihre Mannschaft punktgleich mit dem Tabellenletzten Fulda. Ist die Enttäuschung über den bisherigen Verlauf groß?
Unser letztes Spiel in Düsseldorf hätte knapper ausgehen können, auch weil wir ohne Thiago Apolonia gespielt haben. Aber es lässt für uns verschmerzen, in Düsseldorf zu verlieren. Was weh tut, ist die vorherige Niederlage in Bad Königshofen.
Entspricht denn das momentane Zwischenergebnis Ihren Erwartungen?
Abgesehen von dem Spiel gegen Bad Königshofen sind wir im Plan. Positiv ist ja auch, dass wir im Pokal das Viertelfinale erreicht haben. Insgesamt ist eigentlich trotz der beiden Niederlagen zuletzt in der TTBL kein Negativtrend spürbar.
Nicht positiv verlief die Meisterrschaftssaison bisher für Ihren Nationalspieler Ricardo Walther mit einer 0:4-Bilanz in der Liga. Wie sehen Sie seine Situation?
Ric hat einerseits etwas Pech gehabt, aber es darf andererseits auch nicht passieren, dass er so hohe Führungen wie gegen Bad Königshofen verspielt. Für ihn geht jetzt die Arbeit im Kopf los, er muss das von sich wegschieben, um wieder an seine früheren Leistungen anknüpfen zu können. Aber das ist ohne Sieg schwierig, und das wissen auch seine Gegner.
Walther ist als Teil der gefeierten Silber-Mannschaft von der Team-WM aus China zurückgekommen. Inwiefern kann das die Situation verändern?
Die Silbermedaille ist ohne Frage ein großer Erfolg, aber eigentlich wird dadurch seine Lage erschwert und noch schwieriger. Er hat auch bei der WM verloren und hat natürlich auch im Hinterkopf, dass er bei den entscheidenden Spielen auf dem Weg ins Finale nicht mehr gespielt hat. Ricardo Walther braucht in der TTBL dringend ein Erfolgserlebnis.
Wie gehen Sie, auch vor dem Hintergrund Ihrer persönlichen Verbindungen zu ihm, mit der Situation um?
Es ist eine große Aufgabe, aber in erster Linie sprechen wir natürlich miteinander. Denn fest steht auch: Wir brauchen ihn.
Mehr Anlass zur Freude gibt derzeit auf jeden Fall Ihre Neuverpflichtung Tiago Apolonia, oder?
Natürlich. Er hat, obwohl er ja zuletzt etwas angeschlagen war, schon viel mehr gebracht als erhofft. Er hat sich sofort integriert und nimmt Wang Xi viel Last ab. Außerdem war sein großer Name auch ein wichtiges Zeichen für unser Umfeld gewesen.
Sie sprechen es an: 2020 erstmals Pokalsieger, 2021 zum ersten Mal Play-off-Teilnehmer – hat Grünwettersbach inzwischen andere Ambitionen?
Davon kann wirklich nicht die Rede sein. Wir sind weiter ein kleiner Verein, der jedes Jahr aufs Neue die notwendigen Mittel für eine Saison in der TTBL zusammenbringen muss. Wir arbeiten also weiter daran, uns in der Liga zu etablieren, und unser Ziel ist weiterhin nur, so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.
Ein Schritt in diese Richtung ist im ersten Spiel nach der Pause gegen Werder Bremen möglich. Wie schätzen Sie die Chancen Ihrer Mannschaft ein?
Ich hoffe zunächst, dass es kein schlechtes Omen ist, dass wir noch nie ein Heimspiel gegen Bremen gewonnen haben. In Bremens Mannschaft spielen Mattias Falck und Kirill Gerassimenko gut gegen unseren Wang Xi, das macht es für uns schwer. Aber die Chancen sehe ich bei 50:50, und wenn alles passt, können wir etwas holen.
Rückenwind täte Ihrem Team vor der schweren Pokal-Aufgabe sicher gut, oder?
Der Pokal ist für uns seit dem Titel 2020 natürlich etwas ganz Besonderes. In Saarbrücken sind wir aber sicherlich nur Außenseiter, wenn auch nicht völlig chancenlos. Durch die Setzungsmethodik war ja von vorneherein klar, dass wir auf eine der vier stärksten Mannschaften treffen.
Würden Sie eine freie Auslosung bevorzugen?
Ein klares Ja. Ich weiß, dass die Meinungen in dieser Frage auseinandergehen, aber mir fehlt beim momentanen Reglement das klassische Pokal-Feeling, das ist nicht der typische Pokal-Charakter.