Kilian Ort (TSV Bad Königshofen): "Haben nichts gegen den Play-off-Einzug"

Kilian Ort (TSV Bad Königshofen): "Haben nichts gegen den Play-off-Einzug"

Kilian Ort und der TSV Bad Königshofen rollen in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) seit einigen Wochen das Feld von hinten auf. Nach der 3:2-Überraschung bei Titelverteidiger Borussia Düsseldorf ist das Team sogar auf Tuchfühlung zu den Play-off-Plätzen gegangen. Im Interview bewertet Ort außer seine Glanzvorstellung in Düsseldorf vor allem auch die Erfolgsserie seines Klubs und die Perspektiven.

Kilian Ort, mit dem TSV Bad Königshofen haben Sie durch den 3:2-Erfolg bei Meister und Spitzenreiter Borussia Düsseldorf einen richtigen Coup gelandet. Hatten Ihre Kollegen und Sie vorher damit gerechnet?

Nein, mit einem Sieg in Düsseldorf hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Auswärts in Düsseldorf zu bestehen und zu gewinnen, ist wahrscheinlich auch die schwerste Aufgabe in der Bundesliga. Außerdem war unsere Personalsituation nicht gerade günstig: Weil Yukiya Uda und Filip Zelkjo bei internationalen Turnieren spielen mussten, blieben nur noch wir drei übrig, aber für Martin Allegro war Düsseldorf auch das erste Spiel nach seiner Hüftoperation, Bastian Steger hatte sich am Tag vor dem Spiel am Nacken verletzt, und ich war auch erst einen Tag vorher mit einem 24-Stunden-Trip vom WTT-Turnier in Durban zurückgekommen - da konnten wir uns wirklich nicht sehr viel ausrechnen, auch wenn wir wussten, dass Anton Källberg bei Düsseldorf fehlt.  Aber dass wir am Ende mit den zwei Punkten aus der Box gehen, war wirklich nicht zu erwarten gewesen, schließlich hatte Borussia bisher kaum Federn gelassen und jeder bei ihnen hatte eine coole Bilanz gespielt.

Mit Ihren Erfolgen zunächst gegen Jungstar Kay Stumper und danach auch gegen Timo Boll trotz Matchbällen für Ihren Gegner waren Sie der Spieler des Tages. Was war ausschlaggebend dafür?

Zunächst einmal hatten wir in Düsseldorf drei 'Men of the match'. Es ist natürlich einfach, mich herauszuheben, weil ich zwei Punkte gemacht und auch ganz gut gespielt habe. Aber wenn ich an die Geschichten von 'Basti' und Martin denke - Martin wurde vor zwei Monaten operiert und hatte seitdem nicht mehr gespielt, und 'Basti' hat mit einem eingeschränkten Nacken gespielt - und sehe, dass die beiden auch noch ihr Doppel gewinnen, dann zolle ich da höchsten Respekt und größten Dank, dass sich beide in den Dienst der Mannschaft und in den Dienst des Vereins gestellt haben. Ich dagegen war gesund, im Vergleich zu den beiden war es für mich relativ einfach zu spielen, und ohne den Sieg der beiden im Doppel hätten mir die beiden Einzelerfolge auch nichts gebracht. Für die Siege gegen Kay und Timo war ausschlaggebend, dass ich mich gut in die Spiele reingekämpft habe, für beide wirklich unangenehm gewesen bin, und dass Fortuna in der einen oder anderen Situation auf meiner Seite war. Es war wirklich einer dieser Tage, an denen eines zum anderen passte.

Wenige Tage zuvor beim WTT-Turnier in Durban waren Sie in der Auftaktrunde gegen den Franzosen Felix Lebrun ohne Satzgewinn ausgeschieden. Was ist zwischen Südafrika und Düsseldorf passiert?

Ich hatte mir für Südafrika einiges vorgenommen, aber habe gegen Felix Lebrun überhaupt nicht in mein Spiel gefunden. Er war in Belangen besser, und ich konnte mich auch überhaupt nicht reinkämpfen, weil ich überhaupt keinen Bezug zum Spiel hatte. Ich habe es im fitten Zustand bisher nur sehr selten erlebt, dass ich wirklich überhaupt nicht am Spiel teilgenommen habe. Was aber dann passiert ist? Ich habe mich in den Flieger gesetzt und habe versucht, mich gut auf das Spiel vorzubereiten, auch weil ursprünglich nicht geplant war, dass ich direkt nach der langen Rückreise an Nummer eins spiele. Eigentlich wollte ich auch einfach nur unangenehm sein für meine Gegner, mich in die Spiele reinkämpfen und hatte gehofft, dass es sich spielerisch so gut entwickelt, dass ich die Chance bekomme, ein Spiel zu gewinnen. Alles in allem ist mir das, finde ich, ganz gut gelungen.

Ihr Team hat in der laufenden Saison schon gegen drei Champions-League-Teilnehmer gewonnen und ist mit drei Siegen in Folge sowie fünf Erfolgen in den vergangenen sechs Begegnungen die Mannschaft der Stunde im Oberhaus. Was sind die Gründe für den Lauf Ihres Klubs?

Wir standen im November aber mit 2:6 Punkten und schweren Spielen gegen Saarbrücken und Düsseldorf vor der Brust auch schon am Abgrund, deswegen sind wir nun erst einmal froh, dass wir in der Tabelle in einer Region angekommen sind, in der wir hoffentlich nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen. Die Liga ist aber sehr sehr ausgeglichen, und auch wenn wir fünf unserer letzten sechs Spiele gewonnen haben, gehört zur Wahrheit, dass wir die Niederlage gegen den FSV Mainz 05, den Tabellenletzten, kassiert haben, was nur die Ausgeglichenheit der Liga unterstreicht. Gründe für unsere zuletzt guten Ergebnisse sind sicherlich, dass wir uns untereinander super verstehen, einen super Teamgeist haben und vor allem super Doppel haben. Wir haben ja fast alle Konstellationen durch und anders als in den vorigen Jahren eine gute Doppel-Bilanz - auf das Doppel konnten wir uns bisher immer verlassen.

Durch seinen perfekten Rückrundenstart klopft Bad Königshofen punktgleich mit dem Tabellenvierten Post SV Mühlhausen an der Tür zu den Play-offs an. Schaffen Ihre Kollegen und Sie den Einzug in die Endrunde?

Mühlhausen hat ja auch schon ein intensives Programm hinter sich. Aber der Post SV stand schon einmal in den Play-offs, ist deswegen erfahrener, hat drei absolut gestandene Bundesligaspiele, und Irvin Bertrand kommt zurück - deswegen sehe ich Mühlhausen auch in der Pole Position, zumal sie auch ein besseres Spielverhältnis haben als wir. Wir schauen nur auf uns, aber es kann im Tagesgeschäft Bundesliga eben wirklich alles sehr schnell gehen, und wenn uns die Sensation mit dem Einzug in die Play-offs gelingen sollte, haben wir natürlich nichts dagegen.

Zum Abschluss noch einmal zu Ihnen persönlich: In der Weltrangliste bewegen Sie sich in der Nähe der Top 50, und im Mai findet wiederum in Durban die Einzel-WM statt. Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf einen Platz im deutschen Aufgebot am Kap ein?

Sehr gering.