Interview mit Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen): „Die Sorge um den Klassenerhalt besteht“
Der Post SV Mühlhausen rangiert in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) entgegen der meisten Prognosen nach den ersten vier Spieltagen der nacholympischen Saison noch ohne Sieg nur am Tabellenende. Der frühere Nationalspieler Steffen Mengel spricht im Interview über die Auswirkungen des Fehlstarts, veränderte Zielsetzungen und über die Ambitionen der Thüringer in der Champions League nach ihrem Transfercoup durch die Verpflichtung der chinesischen Top-10-Stars Liang Jingkun und Lin Gaoyuan.
Steffen Mengel, als Play-off-Anwärter angetreten ist Ihr Post SV Mühlhauen schon in der ersten Pokalrunde ausgeschieden und wartet nach den ersten vier Spieltagen in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) als punktloses Schlusslicht immer noch auf den ersten Saisonsieg. Ist die Saison für Ihre Mannschaft schon verkorkst, bevor sie richtig begonnen hat?
Naja, die Saison hat zumindest schlecht angefangen, so ehrlich müssen wir schon sein. Man kann im Pokal beim TSV Bad Königshofen zwar ausscheiden, das kann passieren. Aber in der TTBL ist es für uns nicht wie erhofft gelaufen. Jeder von uns ist unter seinen Möglichkeiten geblieben, und das sieht man dann auch schwarz auf weiß am Tabellenstand.
Aus welchen Gründen ist das Limit noch nicht erreicht worden?
Ich kann da nur für mich sprechen: Ich habe bisher nicht mein bestes Tischtennis spielen können. Ich bin in meinem Spiel zu schwankend gewesen, da muss ich konstanter werden. Aber andererseits: Für uns als Mannschaft sind es ja wie oft im Sport auch manchmal nur Nuancen gewesen. Gegen Borussia Dortmund wären wir fast ins Doppel gekommen, bei Werder Bremen haben wir im Doppel sogar geführt. Aber so wie man durch immer mehr Selbstvertrauen auf einer Erfolgswelle reiten kann, kann es im Misserfolg mit immer weniger Selbstvertrauen öfter nacheinander daneben gehen. Wir müssen schauen, dass wir schnell den Turnaround schaffen und noch eine gute Saison spielen.
Vor Saisonbeginn wäre für Mühlhausen sicher auch eine Rolle im Kampf um die Play-off-Plätze ein gutes, mindestens aber akzeptables Ergebnis gewesen. Aber können die Play-off-Ränge überhaupt noch ein realistisches Ziel sein?
Wenn man wie wir die ersten vier Spiele verloren hat, sollte man nicht so vermessen sein, noch nach oben zu gucken. Wir müssen Schritt für Schritt gehen und versuchen, uns auch endlich einmal wieder mit einem Sieg zu belohnen. Aber das klappt am besten, wenn wir erstmal nur auf uns schauen.
Sie wollen nur auf sich schauen und nicht nach oben. Wo Sie sind, ist momentan aber unten. Muss Mühlhausen Abstiegsangst haben?
Die Sorge um den Klassenerhalt besteht. Es kann ja jeder die Tabelle lesen, wir sind in kaum einem Spiel noch der Favorit, und gegen die stärksten Mannschaften der Liga haben wir noch gar nicht gespielt. Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell hat in den beiden vergangenen Jahren auch wieder um die Play-off-Teilnahme mitspielen wollen und ist doch jedes Mal nur Vorletzter geworden. Uns kann das auch mal erwischen.
Befreit aufspielen lässt sich mit dieser Erkenntnis nicht gerade, oder?
Wir sind vor einiger Zeit schon einmal mit vier Niederlagen in eine Saison gestartet, haben danach aber neun- oder zehnmal nacheinander gewonnen. Aber dieses Mal ist die Ausgangslage wegen der hohen Ausgeglichenheit aller Mannschaften anders. Deswegen ist auch Druck da, den wir uns selbst eingebrockt haben. Wir müssen möglichst alle unsere Energien bündeln.
Mühlhausens Fehlstart ist umso augenfälliger nach dem Aufsehen durch den Coup Ihres Klubs bei der Verpflichtung der beiden Weltklasse-Chinesen Liang Jingkun und Lin Gaoyuan für die Champions League. Besteht da ein Zusammenhang?
Ich glaube nicht, dass die Neuigkeiten um Liang und Lin eine Rolle für unsere ersten Bundesliga-Auftritte gespielt haben, Es war ja wegen der immer größeren Belastungen für die Spieler lange schon klar, dass sie für die Champions-League-Spiele kommen.
Hat der Wirbel um Ihre künftigen Mitspieler aber nicht zwangsläufig auch vom Alltag abgelenkt?
Nein, und außerdem freuen wir uns ja: Es ist für unser kleines Mühlhausen eine ganz große Sache, dass China zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten wieder A-Nationalspieler rauslässt und dann bei uns statt bei Borussia Düsseldorf oder dem 1. FC Saarbrücken-TT spielen lässt. Dass ist für uns etwas ganz Besonderes - aber keine Ablenkung vom Liga-Alltag.
Kann denn ein gutes Champions-League-Ergebnis, gerade wegen der beiden Chinesen, die Saison noch retten?
Natürlich ist die Champions League der Wettbewerb, in dem mit einem guten Spitzenspieler praktisch alles möglich ist. Wir wissen auch, dass wir uns in der TTBL über die Play-offs keine Gedanken mehr machen müssen und die Champions League für uns die größte Chance ist.
Die größte Chance worauf genau?
Das Halbfinale ist unser großes Ziel. Wir müssen uns ja auch gar nicht verstecken: In der Gruppenphase sind wir Favorit und können als Gruppensieger im Achtel- und Viertelfinale den topgesetzten Mannschaften aus Saarbrücken und Düsseldorf aus dem Weg gehen.
Vielen Dank für das Gespräch, Steffen Mengel.
Interview: Florian Manzke