Interview mit Stefan Frauenholz (Manager TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell verbringt die Spielpause in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) mit einer makellos weißen Weste an der Tabellenspitze. Manager Stefan Frauenholz spricht im Interview über Faktoren für den Wandel vom letztjährigen Abstiegskandidaten zum Spitzenreiter, die neuen Ambitionen der Osthessen sowie die Ausgangslage der Osthessen für das Topspiel im Pokal-Achtelfinale gegen Cupverteidiger und Meister Borussia Düsseldorf.
Stefan Frauenholz, drei Siege in drei Spielen: Für Ihren TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell hat die neue Saison mit einem Traumstart begonnen. Wie fühlt sich die Tabellenführung an?
Wir haben ja schon mal an der Spitze gestanden, manchmal sogar über mehrere Monate, und wir haben auch schon zweimal die Hauptrunde der Saison vor den Play-offs auf Platz eins beendet – aber das ist alles schon eine ganze Weile her. Es fühlt sich deswegen umso besser und als echte Verbesserung an, auch weil wir in den vergangenen vier Jahren auch drei schlechtere hatten.
Eine gute Mannschaft auf dem Papier ist eine Sache, eine Mannschaft, die auch liefert, oft noch eine ganz andere. Was ist für den glänzenden Saisonauftakt Ihres Teams mit Erfolgen gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen, Meister Borussia Düsseldorf und Play-off-Teilnehmer TSV Bad Königshofen entscheidend gewesen?
Dimitrij Ovtcharov ist ja nicht nur ein guter Spieler, sondern hält als Typ auch die Mannschaft zusammen, gibt seine Erfahrung weiter, was ich bei Fanbo Meng schon beobachten konnte. Dima setzt sich voll ein, was man außer in Training und Spielen auch bei unseren Besuchen bei Sponsoren merken kann. Wir können jetzt schon sagen, dass wir da eine echte Hausnummer dazu bekommen haben. Auch unser zweiter Zugang Kao Cheng-Jui passt als Typ ideal in unser Team, und auch ihm hat Dima schon geholfen, dass er noch keines seiner bisherigen Spiele verloren hat. Insgesamt stimmt die Atmosphäre in unserer Mannschaft, was sicher auch eine große Rolle bei unserem guten Start gespielt hat.
Hand aufs Herz: Hätten Sie mit solch einem perfekten Start gerechnet?
Wir haben natürlich schon gehofft, dass wir erfolgreicher als in der vorigen Saison sind und mehr Spiele gewinnen. Aber dass es nun so gut und makellos für uns läuft – das hat man kaum erwarten können. Wir wären vorher schon zufrieden gewesen, wenn wir zwei von unseren ersten drei Spielen gewonnen hätten.
Wie ordnen Sie die Erfolge in den bisherigen Spielen ein?
Unsere bisherigen Gegner sind ja alles Konkurrenten für einen der vier Play-off-Plätze gewesen. Unser Ziel war ein Fingerzeig, dass wir die Play-offs erreichen können. Wir sind wohl auch auf dem besten Weg dahin, auch wenn klar sein dürfte, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen werden. Aber ein Platz unter den ersten Vier sollte für uns in dieser Saison drin sein.
Sie haben in Fulda von Anfang an kein Hehl aus den nach oben veränderten Ambitionen gemacht. Ist Ihr Team schon jetzt als ein Platzhirsch anzusehen?
Nun, wenn man Düsseldorfs fast beste Mannschaft 3:0 schlägt, ist das schon ein Ausrufezeichen, das man nicht unter den Tisch kehren oder übersehen kann. Entsprechend werden die anderen Mannschaften schon mit einigem Respekt gegen uns antreten.
Die Begeisterung um Ihre neue Mannschaft erinnert an die Euphorie in den Zeiten mit Schwedens Ikone Jan-Ove Waldner. Kann daraus schon eine Welle entstehen, die ein Team mitunter zu den ganz großen Erfolgen tragen kann?
Das hoffen wir zumindest sehr. Es sind ja außerdem auch zahlreiche Sponsoren neu dazugekommen, und viele haben ihre Engagements an die neuen Bedingungen angepasst, fiebern aber jetzt womöglich noch mehr mit und sind begeistert. Alles zusammen lässt eine Welle sogar für die nächsten Jahre möglich erscheinen.
Kritiker aber beschreiben Ihr Team auch als zusammengekauft statt gewachsen. Welche Antwort geben Sie darauf?
Damit muss man im Profisport auch leben. Aber: Als eine von ganz wenigen Mannschaften haben wir Fanbo Meng als ein echtes Eigengewächs in der unserer Profimannschaft dabei, Ruwen Filus ist auch schon im zwölften Jahr bei uns. Außerdem kaufen andere Mannschaften ihre Spieler auch, denn auch bei ihnen spielt niemand mehr für umsonst, entsprechend kann man jede Mannschaft in der Bundesliga als zusammengekauft bezeichnen, das ist im Tischtennis inzwischen auch so wie schon lange im Fußball. Ich kann daran aber auch nichts Negatives finden, zumal ja auch immer zwei dazu gehören: einer, der zahlt, und einer, der spielt – das ist eben mittlerweile so üblich im Profisport.
Kurz nach der TTBL-Spielpause trifft Fulda im Pokal-Achtelfinale am 21. September zum zweiten Mal binnen weniger Wochen auf Meister Borussia Düsseldorf. Ist Ihre Mannschaft nach dem deutlichen Liga-Sieg nun klarer Favorit?
Das würde ich nicht so sagen, denn Düsseldorf hat ja noch eine Schippe draufzulegen, und wenn der Europameister Dang Qiu als Nummer eins für Düsseldorf am Tisch steht, ist das Spiel aus meiner Sicht trotz unseres klaren Bundeliga-Sieges ein 50:50-Spiel zwischen zwei Mannschaften auf hohem Niveau.
Vielen Dank für das Gespräch, Stefan Frauenholz.
Interview: Florian Manzke