Interview mit Shunsuke Togami (TTF Liebherr Ochsenhausen) „Wir wollen mutig auftreten und die Überraschung versuchen“
Shunsuke Togami will beim Liebherr Pokal Final Four am 4. Januar in Neu-Ulm mit Meister TTF Liebherr Ochsenhausen den Cupgewinn aus der vergangenen Saison wiederholen. Im Interview spricht der japanische Topstar über seine Erinnerungen an den Erfolg, den Heimvorteil der Oberschwaben und seine neue Rolle als Weltmeister im Doppel.
Shunsuke Togami, mit Vorjahresgewinner TTF Liebherr Ochsenhausen sind Sie zum zweiten Mal nacheinander beim Liebherr Pokal Final Four dabei. Welche Bedeutung hat der Kampf um den ersten Mannschafts-Titel der Saison für einen Doppel-Weltmeister?
Es ist zunächst einmal sehr schön, dass wir überhaupt wieder dabei sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit und zeigt, dass wir auch nach dem Umbruch als Team gut arbeiten und uns konstant weiterentwickeln. Für uns als Mannschaft, für den Verein und natürlich auch für unsere Fans hat dieses Turnier eine große Bedeutung. Wir wissen, dass wir nicht als Favorit ins Liebherr Pokal Final Four gehen, aber wir werden alle unser Bestes geben.
Das Los hat Ihrem Team für das Halbfinale ein Duell mit Champions-League-Gewinner 1. FC Saarbrücken-TT und Olympiasieger Fan Zhendong beschert. Wie sehen Sie die Chancen in der Neuauflage des Endspiels von 2025 verteilt?
Die Voraussetzungen sind dieses Mal andere. Saarbrücken ist der Favorit, das wissen wir. Trotzdem ist Tischtennis ein Sport, in dem an einem Tag und in einem Spiel sehr viel möglich ist und vieles passieren kann. Für uns bedeutet das: Jeder muss sein bestes Tischtennis zeigen. Wir wollen selbstbewusst sein, mutig auftreten und die Überraschung versuchen.
Was kann für Ochsenhausen und Sie ein Erfolgsrezept gegen den Topfavoriten sein?
Eine gute Vorbereitung ist natürlich wichtig, gerade gegen Spieler auf diesem Niveau. Darüber hinaus glaube ich, dass unser Zusammenhalt ein entscheidender Faktor sein kann. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, auch wenn es schwierige Phasen gibt. Wichtig wird sein, in den engen Phasen nicht nervös zu werden. Zuletzt hoffen wir als Lokalmatador auch auf die Unterstützung der Halle, was ein zusätzlicher Faktor sein kann.
In der TTBL stand am dritten Advent das gleiche Duell im Spielplan, das mit 0:3 verloren ging. Sind aus dieser Generalprobe Rückschlüsse für das Pokal-Halbfinale möglich?
Ich denke nicht, dass dieses Spiel eine große Rolle spielen wird. Wir wussten schon vorher, wie stark Saarbrücken ist. Das Pokalspiel wird unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, mit einer anderen Atmosphäre und einem anderen emotionalen Rahmen. Außerdem hatten wir danach etwas Zeit, um uns zu erholen und neu zu fokussieren. Ich bin überzeugt, dass wir mit frischer Energie und viel Motivation in dieses Halbfinale gehen werden.
Im Endspiel der vergangenen Saison hatten Sie mit einem Punkt einen wichtigen Anteil am Pokalsieg. Nach dem Abschied von Hugo Calderano tragen Sie als Nummer eins Ihre Mannschaft mehr Verantwortung. Spüren Sie diese veränderte Rolle?
Natürlich ist mir bewusst, dass ich nun häufiger an Position eins spiele und dadurch eine größere Verantwortung trage. Meine Herangehensweise ist aber immer die gleiche: Ich konzentriere mich auf mein Spiel, kämpfe um jeden Punkt und versuche zu gewinnen. Unabhängig von der Position möchte ich dem Team immer helfen, so gut ich kann. Ich bin dankbar für das Vertrauen des Vereins und meiner Mitspieler und freue mich, dass ich bislang einen positiven Beitrag leisten konnte.
Seit dem vergangenen Sommer schlagen Sie in jedem Match auch als Weltmeister im Doppel auf. Wie gehen Sie mit den höheren Erwartungen von Fans und Publikum um?
Natürlich ist die Aufmerksamkeit größer geworden, und es gibt vielleicht auch mehr Erwartungen. Aber ich versuche, mich davon nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Am Ende stehe ich immer noch an der Platte und spiele Tischtennis – genau das, was ich liebe. Weltmeister zu sein, motiviert mich eher, um weiter hart zu arbeiten und mich ständig zu verbessern.
Welcher Moment aus dem Pokal-Turnier 2025 ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Der Pokalgewinn selbst und die anschließende Feier mit den Fans sind natürlich etwas, das man nicht vergisst, zumal es mein erster Titel mit Ochsenhausen war. Aber auch der Weg dorthin war besonders. Vor allem mein Spiel im Finale, welches ich noch drehen konnte, bleibt mir in Erinnerung. Die Stimmung in der Halle war außergewöhnlich, und ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben und an sich zu glauben. Diese Erfahrung hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.
Als Weltklasse-Spieler sind Sie weltweit im Einsatz. Was macht für Sie den besonderen Reiz des Liebherr Pokal-Final Four aus?
Das Liebherr Pokal-Final Four ist auf Vereinsebene etwas ganz Besonderes. Die große Halle, die vielen Zuschauer und die besondere Atmosphäre unterscheiden sich von normalen Ligaspielen. Man spielt nicht nur für sich selbst, sondern für das Team, den Verein und die Fans. Diese Kombination aus sportlicher Bedeutung und emotionaler Unterstützung macht den Reiz für mich aus.
Vielen Dank für das Gespräch, Shunsuke Togami.
Interview: Florian Manzke