Interview mit Sascha Greber (Teammanager SV Werder Bremen): „Die Uhren sind wieder auf null gestellt.“
Werder Bremen steht nach vier Jahren wieder im Play-off-Halbfinale der Tischtennis Bundesliga (TTBL). Im Interview spricht Teammanager Sascha Greber über Chancen der Hanseaten, die Bedeutung der Kontinuität bei der Personalplanung der Grün-Weißen und über die Zusammenarbeit mit dem Hauptverein des Fußball-Bundesligisten.
Sascha Greber, das erste Play-off-Spiel nach vier Jahren für Werder Bremen steht kurz bevor. Was wiegt vor den Halbfinals gegen den 1. FC Saarbrücken TT schwerer: der Druck oder die Vorfreude auf das Comeback in der Meisterrunde?
Wir freuen uns natürlich riesig auf unser erstes Play-off-Spiel seit 2020. Wir sind auch sehr froh, dass wir mit dem Hinspiel in Bremen beginnen können. Alle unsere Spieler sind fit und hochmotiviert. Ganz ohne Zweifel überwiegt in dieser Konstellation natürlich die Vorfreude.
Im Halbfinalspiel der Corona-Endrunde 2020 ebenfalls gegen Saarbrücken konnte Bremen in der einzigen Begegnung nur zwei Sätze gewinnen. Welche Chancen rechnet sich Werder dieses Mal gegen den Champions-League-Sieger und Hauptrunden-Gewinner aus?
Vor vier Jahren hatten wir ja aufgrund der Corona-Beschränkungen kein Heimspiel, wodurch natürlich keine wirkliche Chancengleichheit bestanden hatte. Am Saarbrücker Tisch hatten wir keine Chancen, aber nun stehen die Uhren wieder bei null.
Bremen hatte auch in den vergangenen Jahren immer zum Kreis der Play-off-Kandidaten gehört, die Halbfinals jedoch dreimal nacheinander verpasst. Was hat in dieser Saison beim Sprung in die Play-offs den Unterschied ausgemacht?
Die Liga ist unglaublich ausgeglichen gewesen, und dadurch gab es einige Überraschungen. In der Schlussphase sind wir aber verletzungsfrei geblieben und haben uns in das Endspiel in Bergneustadt gerettet, in dem unsere Mannschaft eine unglaublich starke spielerische, aber auch kämpferische Leistung gebracht hat. Das kam genau zur richtigen Zeit.
Ihre Mannschaft besteht in diesem Jahr und mindestens auch noch in der kommenden Saison praktisch aus den gleichen Spielern wie 2020: Mattias Falck, Kirill Gerassimenko und Marcello Aguirre. Welche Rolle hat diese Kontinuität für die diesjährige Play-off-Qualifikation gespielt?
Kontinuität ist ganz wichtig für uns. Schon immer haben die meisten unserer Spieler sehr lange in Bremen gespielt, da gibt es einige Namen. Mattias, Kirill und Marcello gehen auch nicht von ungefähr in ihr bereits sechstes Jahr bei uns. Dadurch ist unsere Mannschaft auch eine eingeschworene Gemeinschaft, was auch in dieser Saison wieder sicher zu unseren ganz großen Stärken gehört. Das pflegen wir, und darauf legen wir auch großen Wert.
Eine solche Kontinuität muss man sich aber auch erlauben können, denn, wie schon angerissen, gehörten die Play-offs in den vergangenen Jahren doch stets zu Werders Zielsetzung. Bestanden zwischenzeitlich Zweifel am Kurs bei der Kaderplanung?
Nein, überhaupt nicht, zu keinem Zeitpunkt. Uns ist klar, dass wir mit sehr guten Leistungen immer in der Lage sind, um die Play-offs mitzuspielen.
Dabei lebt Bremen ja in der Werder-Familie mit einem und dadurch sicherlich auch für einen großen Namen. War seitens des Hauptvereins oder gar der Profi-Fußballer Unzufriedenheit über die verpassten Play-offs laut geworden?
Das Gegenteil ist der Fall: Wir genießen sehr große Unterstützung durch den Hauptverein, es gibt da eine tolle Zusammenarbeit und ein ausgezeichnetes Verhältnis. Wir sind sehr, sehr froh, dass wir im Bedarfsfall immer auf die professionelle Infrastruktur im Weserstadion zurückgreifen können.
Bei Absteiger FSV Mainz 05 mochten die millionenschweren Fußball-Profis das Tischtennis-Abenteuer nicht länger als zwei Jahre alimentieren, beim designierten Neuling Borussia Dortmund bekennt sich der Fußball-Konzern erstmals wohl auch finanziell zu seinem Tischtennis-Topteam. Wie sind die Verhältnisse in Bremen sortiert?
Werder Bremen ist schon nach seinem Selbstverständnis nicht nur Fußball-Bundesliga, sondern Werder Bremen ist auch Tischtennis-Bundesliga, 2. Handball-Bundesliga Damen, Schach-Bundesliga mit außerdem vielen Nachwuchsmannschaften, Leichtathletik, Turnspiele, Gymnastik - für alle gibt es überall wirklich ganz, ganz große Unterstützung. In meinen inzwischen 24 Jahren als Manager nach meiner aktiven Zweitliga-Zeit haben wir immer allergrößte Unterstützung vom Hauptverein bekommen, und auch für die Zukunft hat sich der Verein bereits so aufgestellt, dass die Leistungsmannschaften unterstützt werden. Die große Anerkennung, die wir vom Hauptverein genießen, zeigt außerdem, dass unsere Geschäftsführung regelmäßig bei unseren Heimspielen in der Halle dabei ist und auch persönlichen Kontakt zu den Spielern hat.
Zum Schluss noch einmal zu den Play-offs: Gibt es drei Gründe, warum Bremen und nicht Saarbrücken am 30. Juni in Frankfurt im Liebherr TTBL Finale stehen wird?
Saarbrücken ist seit Jahren eine der Topmannschaften in Europa und insgesamt, eben nicht nur in der Spitze wahnsinnig gut und mit einer unfassbaren Qualität aufgestellt. Dadurch sind wir natürlich krasser Außenseiter, aber wie gesagt stehen bei null. Wir haben im ersten Spiel unsere fantastischen Fans im Rücken, wir erinnern uns außerdem an unser Meisterjahr 2013, als wir im Halbfinale in unserer Halle durch ein 3:0 gegen Borussia Düsseldorf die Überraschung schaffen konnten, auch wenn mittlerweile für den Underdog noch schwieriger geworden ist. Ein Pluspunkt ist vielleicht auch unsere riesige Vorfreude.
Vielen Dank für das Gespräch, Sascha Greber.
Interview: Florian Manzke
Beitragsbild oben: Sascha Greber (Foto: SV Werder Bremen)