Interview mit Sascha Greber (Manager Werder Bremen): „Wir schauen uns die Tabelle gerne an“

Interview mit Sascha Greber (Manager Werder Bremen): „Wir schauen uns die Tabelle gerne an“

Als einzige Mannschaft mit weißer Weste ist Werder Bremen in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) als Spitzenreiter in die EM-Pause gegangen. Im Interview spricht Manager Sascha Greber über Gründe und Bedeutung des makellosen Saisonstarts und die Aussichten des Ex-Meisters in den Topspielen nach dem EM-Turnier beim TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in der Liga und im Pokal.

Sascha Greber, Werder Bremen ist an der Spitze der Tischtennis Bundesliga als einzige Mannschaft noch ungeschlagen. Hat der Start mit der Idealausbeute von 8:0 Punkten rund um die Weser noch Wünsche offengelassen?

Das ist tatsächlich der erhoffte Traumstart in die Saison. 8:0 Punkte - mehr geht nicht. Mattias Falck ist nach seiner Leistenoperation trotz wenig Vorbereitung schon wieder gut in Form genau wie die ganze Mannschaft, die vom ersten Spiel an top vorbereitet gewesen ist. Wir sind sehr, sehr froh, so stabil in die Saison gestartet zu sein.

In der vergangenen Saison holte Bremen aus den ersten vier Spielen drei Siege und gewann fünf seiner ersten sechs Begegnungen, was den Grundstein zum Einzug in die Play-offs bedeutete. Leiten Sie umso mehr aus dem Traumstart Ihres Teams Ambitionen auf die erneute Endrunden-Teilnahme ab?

Unsere Tabellensituation ist eine Momentaufnahme, die sehr schön ist, weshalb wir uns die Tabelle auch gerne anschauen. Aber alle Spiele in der TTBL sind sehr umkämpft, und es werden noch viele unglaublich harte Matches auf uns zukommen. Auch deswegen sind wir über die momentane Situation froh, wie sie ist, und wollen das Beste daraus machen.

Saisonübergreifend auffällig sind Werders Stabilität und Konstanz. Was ist dafür aus Ihrer Sicht der ausschlaggebende Faktor?

Wir sind schon sehr lange in der jetzigen Konstellation zusammen. Mattias, Kirill Gerassimenko und Marcelo Aguirre spielen schon ihre sechste Saison für Werder Bremen, Andrei Putuntica gehört sogar schon seit sieben Jahren zu unserer Trainingsgruppe, und unser Trainer Cristian Tamas ist sogar schon seit einer gefühlten Ewigkeit in Bremen und bereitet die Mannschaft auf jedes Spiel sehr, sehr gut vor. Wir kennen uns alle also sehr gut und unterstützen uns tagtäglich. Deswegen denke ich schon, dass die mannschaftliche Geschlossenheit und der Kampfgeist, den wir in jedem Spiel zeigen, wichtige Faktoren für unsere Stabilität sind.

Viele Teilnehmer an den Sommerspielen haben nach Paris über ein Olympia-Loch geklagt - was sich von Kirill Gerassimenko nun wirklich nicht sagen lässt. Was steckt hinter seiner sehr starken 7:1-Bilanz in den bisherigen vier Spielen?

Kirill hat sich in Bremen sehr, sehr gut entwickelt und ist schon seit langer Zeit ein sehr stabiler Spieler. Durch sein gutes Olympia-Turnier hat er natürlich viel zusätzliches Selbstvertrauen in die neue Saison mitgenommen, das durch seine beiden Siege bei unserer Saisoneröffnung gegen Borussia Dortmund nur weiter gewachsen ist.

Gerassimenko überragt, aber Putuntica wartet noch immer auf sein Debüt im Bremer Trikot. Warum ist Ihr Neuzugang bisher noch nicht zum Zuge gekommen - und wann ist mit seinem ersten Einsatz für Werder zu rechnen?

'Andi' ist ein Super-Junge, der sich in Bremen unglaublich gut in das Mannschaftsgefüge eingereiht hat. Wir kennen ihn ja auch aus der jahrelangen gemeinsamen Trainingsarbeit. Er trainiert sehr, sehr gut und unterstützt die Mannschaft, obwohl er bis jetzt noch nicht zum Einsatz gekommen ist. Natürlich wird er seine Chance bekommen, aber wann genau das sein wird, können wir jetzt verständlicherweise noch nicht sagen. Aber wenn es soweit ist, davon sind wir vollkommen überzeugt, wird er diese Chance nutzen. Aber was er jeden Tag abliefert, zeigt seine sehr gute Einstellung beim Training und bei den Spielen, er ist sehr professionell und sehr fokussiert. Deshalb auch wird er im Laufe des Jahres noch ein wichtiger Faktor für uns sein. Er ist eben auch einfach in eine Mannschaft gekommen, die in der vorigen Saison den Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken TT im Play-off-Halbfinale am Rand einer Niederlage hatte.

Zwei der vier bisherigen Siege hat Bremen im Doppel perfekt gemacht - beide Male mit der in der Vorsaison nicht eingesetzten Kombination Mattias Falck/Marcelo Aguirre. Zufall oder gezieltes Training?

Mattias und Marcelo haben ja schon im Halbfinale der vorigen Saison gegen Saarbrücken ein Riesenspiel gegen Patrick Franziska und Cedric Meissner gezeigt und hätten uns nach haushoher Führung und Matchball fast ins Entscheidungsspiel gebracht. Diese Qualität ist natürlich schon auch das Ergebnis gezielten Trainings. Aber wir wollen auch flexibler sein und nicht mehr ausrechenbar. Cristian hat dafür mehrere Optionen herausgearbeitet.

Ende Oktober in der TTBL und rund zwei Wochen später im Pokal-Viertelfinale stehen für Werder die ersten Duelle mit Fulda auf dem Plan? Wie sind die Chancen?

Für Fulda hat die Saison ja auch mit einem absoluten Traumstart begonnen. In den ersten vier Spielen war alles, was sie abgeliefert haben, sehr überzeugend, und dabei haben sie schon gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen gespielt und gegen Borussia Düsseldorf sogar ein Ausrufezeichen gesetzt. Mit Dimitrij Ovtcharov als Anführer, dem guten Kao Cheng-Jui als zweiten Zugang, Ruwen Filus und Fanbo Meng hat Fulda eine Mannschaft, die in allen Wettbewerben natürlich Mitfavorit auf die Titel ist. Dass wir im Pokal wieder ein Auswärtsspiel bekommen haben, ist natürlich sehr schade, denn wir hätten gerne zuhause gespielt, wo unsere Chancen sicher noch besser gewesen wären. Dennoch freuen wir uns auf die Spiele. Ich denke, dass wir zu beiden Spielen als Außenseiter nach Fulda fahren, aber verstecken müssen und werden wir uns natürlich nicht, denn alle unsere Spieler sind in guter Form, und Cristian wird die Mannschaft optimal vorbereiten - schließlich wollen wir im Pokal auch endlich einmal wieder ins Liebherr Pokal-Final Four einziehen. Es wird beide Male darauf ankommen, dass wir die Chancen nutzen, wenn sie sich uns bieten.

Vielen Dank für das Gespräch, Sascha Greber.


Interview: Florian Manzke