Interview mit Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT) zum Champions League-Sieg: „Es geht eigentlich wirklich nicht besser.“
Der 1. FC Saarbrücken-TT hat bei der Champions-League-Endrunde in eigener Halle nach einem erneuten Thriller in der Neuauflage des Vorjahresendspiels gegen Meister und Pokalsieger Borussia Düsseldorf seinen Titel erfolgreich verteidigt. FCS-Kapitän Patrick Franziska lässt das Turnier im Interview noch einmal Revue passieren und spricht über die Gründe für Saarbrückens Erfolge in der Königsklasse.
Patrick Franziska, Sie haben mit dem 1. FC Saarbrücken ihren Champions-League-Titel aus der vergangenen Saison wiederholen können. Welchen Stellenwert hat der Erfolg im Vergleich zum Vorjahr?
Beide Erfolge haben ihre eigene Geschichte. 2023 hatten wir zum ersten Mal die Champions League gewonnen, in Düsseldorf, da hatten wir noch mehr Matchbälle gegen uns, vor allem ich. Aus diesen Gründen war der Titel im vergangenen Jahr einerseits schon ein sehr besonderer Moment für uns. Andererseits hatten wir dieses Mal in Saarbrücken wieder Matchbälle gegen uns, so gesehen ist beides aus der Sicht etwas unwirklich, auch weil es wirklich wieder keinen Verlierer verdient gehabt hätte. Insgesamt ist beides überragend, doch dieses Mal mit dieser Stimmung und mit den eigenen Fans zu feiern – es geht eigentlich wirklich nicht besser.
Im Finale 2023 und nun auch in beiden Endrunden-Spielen gewann Ihre Mannschaft mit 3:2 jeweils im Entscheidungsspiel und erinnerte damit an einige Erfolge Ihres Finalgegners. Ist Saarbrücken in seiner Erfolgsmanier das neue Düsseldorf?
Nein, ich würde uns mit Düsseldorf nicht vergleichen, auch weil ich denke, dass jeder Verein seine eigene DNA hat, was auch sehr wichtig ist. Wir haben jetzt zwei ganz, ganz knapp in der Champions League gewonnen, sodass sich auch niemand hätte beschweren können, wenn wir zweimal Zweiter geworden wären. Wir gucken wirklich auf uns und unsere gelungene Titelverteidigung, was eigentlich unglaublich ist und wofür mir noch die Worte fehlen.
Was hat im Halbfinale und im Endspiel den Ausschlag gegeben?
Ich glaube, dass es in beiden Spielen die geschlossene Mannschaftsleistung war. Wir haben einen solch riesigen Kader, den ich im Spaß immer mit einer fast kompletten Fußball-Mannschaft in Kabine und Box vergleiche. Aber genau das ist auch sehr schön, weil wir uns untereinander alle sehr gut verstehen und jeder für den anderen kämpft. Gerade im Halbfinale, als Eduard Ionescu an Drei den im Nachhinein alles entscheidenden Punkt gemacht hat, hatte jeder seinen Anteil, unabhängig von Sieg oder Niederlage oder auf der Bank.
Wie schätzen Sie Ihre persönlichen Leistungen in beiden Spielen jeweils ein?
Ich bin damit gegen vier Weltklassespieler insgesamt sehr zufrieden. Gegen Dimitrij Ovtcharov und Anton Källberg waren es sogar zwei Super-Spiele, in denen ich meiner Meinung nach sehr aggressiv aufgetreten bin, alles direkt reingelegt und bis zum Ende durchgezogen habe. Gegen Truls Moregardh und Dang Qiu allerdings war ich nicht so aggressiv, wie ich sein muss, um gegen sie zu gewinnen, und trotzdem sind es knappe Spiele gewesen. Ich wusste ja außerdem, dass ich bei 2:2 auch noch Darko habe, und wusste deswegen nach meinen Niederlagen, dass wir immer noch sehr, sehr gute Chancen haben, das jeweilige Spiel noch zu gewinnen.
Sie haben es schon angesprochen: In beiden Spielen war Darko Jorgic am Ende der entscheidende Mann für Ihre Mannschaft. Was sagen Sie zu seiner Leistung?
Wir hatten vorher besprochen, dass Darko für uns wie im vorigen Jahr beim Champions-League-Finale in Düsseldorf unser Mann sein soll, auf den wir zählen und auch zählen können. Er ist unglaublich nervenstark, wenn er in seinen Flow reinkommt. Er hat das auch unglaublich gut gemacht, als er im Halbfinale die Niederlage gegen Truls Moregardh abgeschüttelt hat und danach gegen Dimitrij Ovtcharov voll da gewesen ist und im Finale erst recht. Da war gegen Anton Källberg wichtig für Darko, dass er immer weitergemacht hat, obwohl sein Gegner phasenweise bis zur eigenen 2:1- und 10:8-Führung unglaublich gut gespielt hat und für Darko zunächst wenig zu machen war. Insgesamt eine Super-Leistung von Darko, er war sehr konzentriert und fokussiert.
Saarbrücken könnte im TTBL-Finale wieder auf Düsseldorf treffen. Wäre Ihre Mannschaft nach dem Champions-League-Sieg nun Favorit?
Nein, Favorit würden wir bestimmt nicht sein. Gegen Düsseldorf sind es immer 50:50-Spiele. In der TTBL wird ja außerdem ein anderes System mit einem Doppel im fünften Match am Ende gespielt. In der Champions League liegt unser Vorteil darin, dass fünf Einzel gespielt werden und wir oben in der Regel immer zwei Chancen bekommen. Dadurch ist das in der TTBL ganz anders und wir warten auch schon wieder etwas länger auf unseren zweiten Titel. Also als Favorit würde ich uns in einem TTBL-Finale auf keinen Fall sehen. Natürlich werden wir aber alles versuchen, um vielleicht in dieser Saison einmal das Double zu schaffen.“
Vielen Dank für das Gespräch, Patrick Franziska.
Interview: Florian Manzke
Beitragsbild oben: Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken TT (Foto: Ulrich Höfer Fotografie)