Interview mit Nicolas Barrois (Teammanager 1. FC Saarbrücken TT): „Erstes Double wäre perfekter Abschluss einer perfekten Saison“

Interview mit Nicolas Barrois (Teammanager 1. FC Saarbrücken TT): „Erstes Double wäre perfekter Abschluss einer perfekten Saison“

Champions-League-Gewinner 1. FC Saarbrücken TT greift im Liebherr TTBL-Finale am 30. Juni (Sonntag) in Frankfurt gegen Titelverteidiger Borussia Düsseldorf wieder nach der Meisterschaft. Im Interview spricht FCS-Teammanager Nicolas Barrois über die Bedeutung eines Doubles, die Dauerrivalität mit Düsseldorf und die Frage nach Hemmungen seiner Spieler im womöglich letzten Finale gegen den Borussen-Star Timo Boll.

Nicolas Barrois, vor Jahresfrist musste Ihr 1. FC Saarbrücken TT nach dem Bundesliga-Endspiel dem erhofften "Double", dem Gewinn von zwei Titeln in einer Saison, nachtrauern. Im diesjährigen Liebherr TTBL- Finale hat Saarbrücken nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung in der Champions League erneut die Chance zum Doppelpack. Warum wird es dieses Mal klappen?

Ob es dieses Mal klappen wird, lässt sich natürlich nicht so einfach sagen. Ich glaube, dass Spiele gegen Düsseldorf und gerade Endspiele mit beiden Teams in Bestbesetzung immer 50:50-Spiele sind, wie die Duelle in den vergangenen Finals auch bewiesen haben. Natürlich aber werden die Jungs alles dafür tun, dass wir zum ersten Mal das Double holen, was für uns etwas ganz Besonderes wäre. Es wäre außerdem der perfekte Abschluss einer perfekten Saison, weil wir über die Hauptrunde gezeigt haben, dass wir ein gutes Team haben. Wir haben nur wenig verloren, obwohl wir wegen der Olympia-Saison sehr dosiert gespielt haben, und wollen uns nun dafür belohnen.

Was sind insgesamt die markantesten Unterschiede der beiden Mannschaften im Vergleich zum Endspiel 2023?

Bei uns ist der Unterschied, dass wir Yuto Muramatsu als absoluten Topspieler dazu geholt haben. Wir haben außerdem dieses Jahr keinen terminlichen Druck durch ein WTT-Turnier, wodurch unsere Vorbereitung vor einem Jahr nicht gut war. Bei Düsseldorf ist Timo Boll in Form, nachdem er 2023 im Finale sein Spiel abgeben musste. Insgesamt ist also eine ganz neue Situation vorhanden, auch wenn es wieder ein 50:50-Spiel sein wird, in dem die Tagesform entscheidet.

In den Endspielen der vergangenen drei Jahre verhinderte immer Borussia Düsseldorf Saarbrückens Sprung auf den Meister-Thron. Wie erhält man den Glauben daran, es doch einmal zu schaffen, über so lange Zeit aufrecht?

Der Glaube, dass wir es schaffen können, ist immer da, weil wir Düsseldorf ja auch schon in Endspielen und anderen Konstellationen mehrmals geschlagen haben. Also der Glaube ist definitiv da, auch wenn man sich schon so oft gegenübergestanden hat wie unsere beiden Mannschaften. Auch unsere Spieler kennen sich ja durch ihre Spiele in der TTBL oder bei den internationalen Turnieren in- und auswendig, so dass man weiß, dass am Ende nicht viel den Unterschied macht - entsprechend glauben die Jungs ganz klar daran.

Können die bisherigen Endspiel-Duelle zwischen beiden Mannschaften in der laufenden Saison im Pokal und in der Champions League Fingerzeige für Finale Nummer drei geben?

Bei unserem 0:3 im Pokalfinale haben wir weit unter unseren Möglichkeiten gespielt, da waren wir aber auch sehr müde nach unserem Halbfinale gegen Ochsenhausen. Im Champions-League-Finale hatten wir vielleicht das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite. Insgesamt glaube ich aber nicht, dass man aus diesen beiden Finals ableiten kann, was im TTBL-Finale in Frankfurt passieren wird - das ist ein ganz neues Spiel unter ganz neuen Voraussetzungen, zumal ja immer auch die Aufstellungen ein besonderer Faktor sind.

Düsseldorfs Star Timo Boll war in den vergangenen Jahren oft ein Stolperstein für Saarbrücken. Frankfurt könnte aber nun bereits sein letztes TTBL-Endspiel um die deutsche Meisterschaft sein. Kann die wehmütige Abschiedsstimmung in der deutschen Szene sich auch auf Ihre Spieler auswirken?

Timo ist ein Ausnahmespieler. Gerade in den Jahren bis 2020 war Timo immer der Spieler, der für Düsseldorf zwei Punkte holen konnte und oft auch geholt hat. Ich glaube aber nicht, dass sich das Wissen um seine baldiges Karriereende auf die Spieler auswirkt. Bei allem Respekt für Timo werden wir, hoffe ich zumindest, sicher keine Geschenke machen.

Ihr Kapitän Patrick Franziska zeigte im Frühjahr nach dem Aus für seine Olympia-Hoffnungen eine famose Reaktion und kletterte sogar zum ersten Mal in seiner Karriere in die Top 10. Ist seine Olympia-Enttäuschung auch im Finale noch einmal ein Faktor?

Die Enttäuschung direkt nach der Nominierung war natürlich da, war dann noch länger vorhanden und besteht vielleicht immer noch ein wenig. Aber ich denke nicht, dass dies für uns im Finale ein relevanter Faktor ist, vielleicht sogar im Gegenteil: Patrick kann daraus auch viel Stärke ziehen, er hat ja schon bewiesen, dass er damit sportlich gut umgehen kann. Umso weniger meine ich, dass uns das im Finale beeinflussen kann. Das ist vergleichbar mit Timo´s Auftritt in seinem womöglich letzten TTBL-Finale: Beides spielt in der Vorbereitung und im Spiel keine Rolle - auch weil alles gesagt ist und jetzt für alle ein hoffentlich tolles Endspiel im Vordergrund steht.

Saarbrücken und Düsseldorf stehen sich saisonübergreifend zum fünften Mal nacheinander in einem Endspiel gegenüber. Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus Ihrer Sicht aus dieser Statistik ziehen?

Ich glaube, dass man sagen muss, dass beide Teams momentan auch die zwei besten Mannschaften in Deutschland sind und, wenn man nach den beiden letzten Champions-League-Finals geht, auch in Europa. Wir machen gute Arbeit, haben eine homogene Mannschaft und einen guten Teamspirit. Das hat uns immer schon ausgezeichnet und zeichnet uns weiterhin aus. Aber auch in Düsseldorf wird extrem gut gearbeitet. Es wird also in beiden Vereinen sehr, sehr gut gearbeitet. Darauf kann man auch stolz sein, zumal man sich auch international - ob Champions League oder WTT-Turniere - gut verkauft. Trotzdem wird die Liga nächstes Jahr noch spannender, weil sich ein, zwei Vereine nochmals verstärkt haben und oben ein Wörtchen mitreden wollen.

Vielen Dank für das Gespräch, Nicolas Barrois.


Interview: Florian Manzke

Beitragsbild oben: Nicolas Barrois (Foto von BeLa Sportfoto)