Interview mit Nationalspieler Kay Stumper (Post SV Mühlhausen): „Die größere Verantwortung gefällt mir“
Nationalspieler Kay Stumper spielt seine erste Saison für den Post SV Mühlhausen. Im Interview spricht der deutsche Einzel-Meister und ehemalige Vizeweltmeister mit der Mannschaft über seine ersten Monate bei den Thüringern, seine internationalen Ambitionen und das Wiedersehen mit seinem früheren Klub Borussia Düsseldorf.
Kay Stumper, zwei Spiele vor Abschluss der ersten Saisonhälfte rangieren Sie mit dem Post SV Mühlhausen mit vier Punkten Rückstand auf einen Play-off-Rang und ebenfalls vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone quasi im Niemandsland der TTBL-Tabelle. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Zwischenbilanz Ihrer Mannschaft?
Ich bin nicht ganz zufrieden. Wir hatten zwei, drei Spiele, die wir unfassbar ärgerlich verloren haben. Auch im Pokal-Viertelfinale bei den TTF Liebherr Ochsenhausen haben wir das Liebherr Pokal-Final Four auf sehr bittere Weise nach mehreren Matchbällen verpasst. Zusammengefasst kann ich deswegen nicht ganz zufrieden sein.
Sie selbst stehen nach zuletzt vier Liga-Siegen nacheinander bei einer Bilanz von 5:3 Siegen. Ist das als Anzeichen auch dafür zu werten, dass Sie nach Ihrem Wechsel von Borussia Düsseldorf an die Unstrut angekommen sind?
Ja, das würde ich auch sagen: Ich bin angekommen. Diese Entwicklung war mir aber von vorneherein klar, denn ich bin auch gut aufgenommen worden.
Worin unterscheiden sich Rahmenbedingungen und Umfeld in Mühlhausen von den Gegebenheiten in Düsseldorf?
Ich habe mehr Verantwortung, und natürlich wird dadurch auch mehr auf mich gezählt. Ich spiele oft an der Eins und mache generell sehr viele wichtige Spiele. Der Erfolg des Vereins hängt zu einem großen Teil auch von meiner Leistung ab, viel mehr als früher in Düsseldorf. Das ist etwas ganz anderes, und ich muss sagen, dass mir das gefällt.
Im Sommer haben Sie bei der NDM in Erfurt erstmals den Einzel-Titel gewinnen können. Welchen Stellenwert hat dieser Erfolg für Sie?
Im Laufe der Zeit genieße ich diesen Erfolg immer mehr, gerade wenn ich sehe, wer alles diesen Titel schon gewonnen hat. Es ist ein großer Titel und sicherlich einer meiner größten auf nationaler Ebene. Ich freue mich auch sehr darüber, dass ich das jetzt in allen drei Kategorien – U15-Schüler U19 und nun auch bei den Erwachsenen – geschafft habe, deutscher Meister zu werden. Im Team habe ich das ja mit Düsseldorf auch geschafft.
Wie steht es um Ihre Nationalmannschafts-Ambitionen?
Die sind nach wie vor groß. Ich versuche, weiterhin mein Bestes zu geben und international gut zu spielen. Realistisch gesehen ist es aber sehr, sehr schwer, die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles zu schaffen, denn es gibt noch viele richtig gute Spieler, was es unfassbar schwer macht. Spätestens aber Olympia 2032 in Brisbane ist mein absolutes Ziel. Dann bin ich 29 Jahre alt und würde im besten Tischtennisalter gerne mitspielen.
Nach dem WTT-Turnier in London hatten Medienberichte über Ihren Verkehrsunfall in der englischen Hauptstadt für Aufsehen gesorgt. Haben Sie alle Folgen auskuriert?
Ja, das war alles halb so wild, mir geht es nach ein paar kleinen Problemen sehr gut.
Wenige Tage vor Weihnachten steht Ihrer Mannschaft in der TTBL und der Champions League noch einmal eine stressige Woche bevor. In der TTBL fordert Ihr Klub das Spitzenduo Düsseldorf und Werder Bremen heraus, und dazwischen fällt in der Königsklasse im Achtelfinalrückspiel beim tschechischen Vertreter HB Ostrov die Entscheidung über den Einzug ins Viertelfinale. Lassen sich bei diesem anspruchsvollen Programm Prioritäten setzen?
Es ist wirklich ein stressiges Programm für uns. Ich werde mein Bestes geben, man muss aber auch abwarten, wann ich welche Spiele mache und wie die Spiele laufen. Klar ist natürlich, dass es noch ein paar wichtige Spiele für uns sind, und ich hoffe, dass wir dabei vor der Rückrunde die bestmöglichen Resultate für uns herausholen können.
Gleich zu Beginn dieser „englischen Woche" treffen Sie in Düsseldorf auf Ihre ehemaligen Klubkollegen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie der Rückkehr an Ihre frühere Wirkungsstätte zurück?
Für mich ist das nichts Besonderes. Ich kenne solch eine Situation auch schon aus den Spielen damals gegen den TTC Neu-Ulm. Ich gehe das Spiel gegen Düsseldorf nicht anders an, es ist ein normales Bundesliga-Spiel.
Im Falle von Mühlhausens Einzug ins Champions-League-Viertelfinale wäre voraussichtlich erneut Düsseldorf der Gegner. Macht diese Konstellation das TTBL-Duell der beiden Teams auch zu einer Generalprobe?
Das würde ich nicht sagen. Man kann beide Wettbewerbe gar nicht miteinander vergleichen, denn die Systeme sind völlig unterschiedlich: das eine mit Doppel, das andere ohne Doppel, aber mit Golden Match und Entscheidungssatz bis zum sechsten Punkt.
Vielen Dank für das Gespräch, Kay Stumper.
Interview: Florian Manzke
Beitragsbild oben: Kay Stumper (Quelle: Post SV Mühlhausen)