Interview mit Martin Werner (Geschäftsführer ASV Grünwettersbach): „Ob wir Abstiegskampf können, wird sich zeigen.“

Interview mit Martin Werner (Geschäftsführer ASV Grünwettersbach): „Ob wir Abstiegskampf können, wird sich zeigen.“

Der ASV Grünwettersbach kämpft derzeit an mehreren Fronten. Im TTBL-Interview spricht Geschäftsführer Martin Werner außer über das Erlebnisevent Liebherr Pokal-Final Four 2024 auch über die Niederlagenserie des Ex-Pokalsiegers im Rennen um den Klassenerhalt, das Comeback von Routinier Wang Xi und Fortschritte bei den Bemühungen um Grundlagen für eine weitere TTBL-Saison in Karlsruhe.

Martin Werner, der ASV Grünwettersbach durchlebt spannende und beanspruchende Zeiten. Ein bemerkenswerter Auftritt beim Liebherr Pokal-Final Four ist eingebettet in eine lange Durststrecke in der TTBL. Wie verarbeitet man solche emotionale Achterbahnfahrten?

Unsere Durstrecke ist eigentlich nicht zu erklären. Begonnen hat alles nach unserem knappen 2:3 bei Borussia Düsseldorf durch eine 1:3-Heimniederlage gegen den TSV Bad Königshofen - danach war irgendwie der Stecker gezogen. Da sind wir nicht mehr rausgekommen, und die Köpfe hingen tief. Der Pokal war zwischendurch noch einmal ein Highlight, auf das man sich fokussieren konnte und das wir für unsere Fans mitnehmen wollten. Aber insgesamt hat das eine nichts mit dem anderen zu tun, denn im Liga-Alltag ist es momentan für uns einfach schwierig, und wir können nur hoffen, dass wir da wieder herauskommen. Das geht aber nur mit Punkten, die wir so schnell wie möglich benötigen. Aber wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, ist es im Sport umso schwieriger, und dann fehlt eben auch manchmal das Quäntchen Glück.

Blicken wir aber zunächst noch einmal auf die Pokal-Endrunde zurück: Was ist nachdrücklicher in Erinnerung geblieben: Das bravouröse Spiel Ihrer Mannschaft im Halbfinale gegen Meister Borussia Düsseldorf oder die begeisternde Atmosphäre in der Halle durch die 'rote Wand' der Grünwettersbacher Fans?

Beides bleibt natürlich in positiver Erinnerung - sowohl unser Spiel wie auch unsere Fans. Wir wussten, dass viele, viele Fans mitreisen werden, und die Unterstützung war auch grandios.  Das ist auch in den Ligaspielen so: Auch während unserer Durststrecke stehen die Fans hinter der Mannschaft. Im Pokal konnten wir ja auch gerade dadurch im Halbfinale gegen Düsseldorf Paroli bieten, es war sogar etwas mehr drin für uns. Insgesamt war das Pokalturnier ein megapositives Ereignis in dieser Saison.

Der mentale Rückenwind aus dem Pokal hat Ihrem Team im Liga-Alltag nur wenig geholfen. Im nachfolgenden Rückspiel in Bad Königshofen musste Grünwettersbach seine schon sechste Niederlage seit Mitte Oktober nacheinander hinnehmen. Wie nehmen Sie Ihre Mannschaft momentan wahr?

In Bad Königshofen trat ja eine ganz andere Mannschaft als im Pokal an. Wir mussten auf Tiago Apolonia verzichten, und Wang Xi bestritt seine ersten Spiele nach viermonatiger Verletzungspause. Da war es natürlich schwer Punkte zu holen, und wie schon gesagt: Mit dem Rücken zur Wand ist es eben noch schwerer, solche Spiele zu gewinnen. Wir hoffen aber, dass es schnellstmöglich besser wird.

Der Sinkflug dürfte kaum einkalkuliert gewesen sein. Welche Hoffnungen oder Erwartungen sind unerfüllt geblieben?

Niemand bei uns hat natürlich nicht mit so vielen Niederlagen nacheinander gerechnet, nachdem die Saison für uns eigentlich so gut begonnen hatte. Dass so etwas sehr schnell passieren kann, weil die Liga ja doch sehr, sehr eng ist, musste und muss man immer auch einplanen. Ich habe auch immer davor gewarnt. Denn es gehört viel dazu, oben hinter den zwei, drei Topteams mitzuspielen, aber wenn man eben zwei, drei Niederlagen in Folge einstecken muss, ist man auch ruckzuck am unteren Ende der Tabelle. So ergeht es uns gerade eben - aber einkalkuliert war das bei uns von niemandem.

Durch die Negativserie ist Grünwettersbach in Schlagdistanz zur Gefahrenzone geraten. Kann Grünwettersbach Abstiegskampf?

Ob wir Abstiegskampf können, wird sich jetzt zeigen. Es ist für uns aber nicht das erste Mal, wir haben aber auch schon vor zwei Jahren durch große Verletzungsprobleme eine recht schlechte Saison gespielt und waren da auch im Tabellenkeller. Dieses Mal bleibt abzuwarten, wie die Jungs mit der Situation umgehen, aber zuerst müssen wir erst einmal ganz schnell wieder punkten, um vielleicht wieder etwas durchatmen zu können, weil es keine leichten Spiele mehr für uns gibt.

Welche Hoffnungen setzen Sie für den weiteren Saisonverlauf in die Rückkehr von Wang Xi nach seiner Verletzung?

Wang Xi selbst möchte der Mannschaft natürlich helfen, da unten wieder herauszukommen. Allerdings fehlt ihm noch die Spielpraxis. Beim Spiel in Bad Königshofen hat man auch gesehen, dass er noch weit von seiner Form entfernt ist. In seine Form kann er aber nur über Spielpraxis kommen, aber die Zeit haben wir eigentlich nicht. Es wird sich im nächsten Spiel zeigen, welchen Stand er hat und wie er performen kann. Aber natürlich hoffe ich, dass er einen positiven Impuls an das Team senden kann und wir wieder auf ihn setzen können.

Bereits vor dem Pokal-Turnier hatten Sie gegenüber Medien die Zukunft des TTBL-Standortes Grünwettersbach infrage stehen lassen. Wie hat sich die Situation seither entwickelt?

Es ist nicht ganz einfach, dieses Konstrukt mit Leistungszentrum, TTBL und unseren 13 Nachwuchsmannschaften am Laufen zu halten. Weil wir das aber weiter so bestreiten wollen, kämpfen wir auch weiter. Ich bin auch guter Dinge, dass wir das irgendwie weiterführen können.

Wie planen Sie die kommende Saison?

Wir planen Richtung TTBL. Ricardo Walther, Tiago Apolonia und Wang Xi haben auch für die kommende Saison noch Vertrag, so dass wir schon einen Teil für ein TTBL-Team haben. Für eine andere Richtung plane ich im Moment eigentlich nicht, weil ich davon ausgehe, dass wir den Klassenerhalt packen werden und damit auch nächste Saison TTBL spielen können.

Vielen Dank für das Gespräch, Martin Werner.


Interview: Florian Manzke

Beitragsbild oben: Fanblock des ASV Grünwettersbach (Foto: Wolfgang Bauer)