Interview mit Martin Werner (Geschäftsführer ASC Grünwettersbach): „Sicher können wir uns noch nicht sein“

Interview mit Martin Werner (Geschäftsführer ASC Grünwettersbach): „Sicher können wir uns noch nicht sein“

Der ASC Grünwettersbach hat sich bis zu Jahresbeginn durch eine Siegesserie aus den unteren Tabellenregion bis in Sichtweite zu den Play-off-Plätzen hochgearbeitet und zugleich durch die Verpflichtung neuer Spieler für Aufmerksamkeit gesorgt. Im Interview spricht Geschäftsführer Martin Werner über die Ambitionen der Badener, die Zukunftsplanungen und internationale Ziele.

Martin Werner, Ihr ASC Grünwettersbach hat sich in den vergangenen Wochen eine komfortable Situation erspielt: Um den Klassenerhalt müssen Sie sich schon jetzt keine Sorgen mehr machen, oder?

Unser Punktepolster ist im Moment für uns beruhigend. Aber es ist das verrückteste TTBL-Jahr, das ich bisher erlebt habe. Jeder kann jeden schlagen. Deswegen gilt: Sicher können wir uns noch einige Zeit lang nicht sein.

Sie haben vor Rückrundenbeginn etwas überraschend die Taiwanesen Huang Yan-Cheng und Chang Yu-An unter Vertrag genommen. Ist das als zusätzliche Absicherung nach unten gedacht oder vielmehr als Zeichen, nach oben angreifen zu wollen?

Mit einem Angriff auf die Mannschaften über uns hat das überhaupt nichts zu tun. Die beiden haben nach einer Möglichkeit gesucht, in der TTBL das eine oder andere Spiel als reine Backups zu bestreiten und sich auch schon mit Blick auf die kommende Saison in der TTBL - nicht nur bei uns - zu empfehlen. Für uns ist das aber auch durch unser Leistungszentrum eine Win-Win-Situation. Sie könnten zwar vereinzelt mal eingesetzt werden, wenn es passt, aber generell ist überhaupt nicht vorgesehen, dass sie mehrere Spiele machen sollen.

Aber ist das Ziel Klassenerhalt nach den letzten Wochen nicht doch auch ein wenig Understatement?

Auch wenn es schwer nachvollziehbar sein könnte: Über mehr haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht. Man darf bei der Beurteilung unserer Situation nicht vergessen, dass auf uns nun die Spiele bei Werder Bremen und bald danach gegen Borussia Düsseldorf warten, in denen wir wie schon zuletzt gegen den TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell nicht als Favorit gelten können. Nach ganz unten sehe ich uns zwar tatsächlich inzwischen einigermaßen auf der sicheren Seite, so dass wir uns im Falle einer weiteren Serie möglicherweise mit dem Blick weiter nach oben beschäftigen.

Mit der Zeit nach der laufenden Saison haben Sie sich auf jeden Fall schon intensiv beschäftigt. Ist denn die Verpflichtung des Top-30-Mannes Hiroto Shinozuka als eine Ansage für höhere Ansprüche zu verstehen?

Was heißt Ansage? Wenn man die Gelegenheit hat, solch einen Spieler wenn auch nicht für alle Spiele unter Vertrag nehmen zu können, dann muss man auch versuchen, das hinzubekommen, zumal wir ja schon früher durch Masataka Morizono gute Erfahrungen mit Japanern gemacht haben. Wir erhoffen uns sicherlich auch, dass wir mit Shinozuka etwas bewegen können, aber vor allem auch, dass er etwas für Entlastung sorgen kann und wir anders als momentan noch nicht mehr so leicht auszurechnen sind.

Wie kam der Kontakt zur Shinozuka überhaupt zustande?

Er selbst hat sich in Richtung TTBL orientieren wollen, und wir haben über Spieler von seinem Interesse gehört. Letztlich kam die Anfrage vom Spieler direkt, auch weil er durch seine Freundschaft mit Morizono nur Gutes über Grünwettersbach gehört hatte - und jetzt freuen wir uns schon auf die nächste Saison.

Vor Shinozuka hatten Sie bereits Tobias Hippler von Zweitligist 1. FC Köln verpflichtet. Von welchen Überlegungen haben Sie sich dabei leiten lassen?

Wir brauchen natürlich Spieler, die praktisch jederzeit einsetzbar sind. Tobias spielt derzeit keine internationalen Turniere, so dass er jederzeit zur Verfügung stehen kann, auch im Europacup. Dafür ist die Konstellation bei ihm praktisch perfekt, dazu ist Tobias als Linkshänder für das Doppel ein wichtiger Spieler, und als junger deutscher Spieler ist er sowieso für uns interessant. Er hat jetzt so lange konstante Leistungen gebracht, dass er auch irgendwann den Schritt in die TTBL machen sollte. Aus allen diesen Gründen sind wir an Tobias herangetreten, er war wirklich eine Wunschpersonalie. Als Teamplayer passt er perfekt bei uns rein. Ich bin auch sicher, dass er durch seine Einsatzbereitschaft hervorragend bei unserem Publikum ankommen wird.

Tiago Apolonias Zukunft bei Ihnen war bis rund um den Jahreswechsel noch nicht endgültig geklärt. Was wird seine Rolle sein?

Es war von beiden Seiten klar, dass wir zusammen weitermachen möchten, aber es musste auch weiter passen. Tiago will mit Blick auf die Belastungen und seine Familie weniger spielen, und dafür mussten wir auch unter Berücksichtigung unserer begrenzten Mittel erst Lösungen finden - was uns mit Shinozuka gelungen ist. Ein Abschied von Tiago am Saisonende war aber eigentlich zu keiner Zeit ein Thema, er ist ja mit seiner Erfahrung für die ganze Mannschaft nicht nur am Tisch sehr wichtig, sondern bringt sich auch in allen anderen Bereichen ein. Er ist einfach eine tolle Person und passt perfekt zu uns und unserem Umfeld.

Sie haben über begrenzte Mittel gesprochen. Mehrfach schon haben Sie die Planungen für die Zukunft eher als Kampf beschrieben. Was sind am Standort Karlsruhe die größten Schwierigkeiten?

Wir haben fraglos tolle und loyale Partner, für die ihre Unterstützung für uns wirklich eine Herzensangelegenheit ist. Das Problem ist vielmehr, zusätzlich neue Partner zu finden. Wir haben in vielen Bereichen auch gute Werte, sei es bei der Social-Media-Reichweite, beim Streaming und den Zuschauern in der Halle. Aber in Karlsruhe ist wie in allen Städten Fußball die Nummer eins.

Wie groß ist denn in diesem Zusammenhang die Wahrnehmung der Erfolge Ihres Aushängeschildes Ricardo Walther auf internationaler Ebene wie zuletzt beim WTT Champions in Frankfurt?

Man nimmt Rics Erfolge und seine gewachsene Bedeutung für uns durchaus zur Kenntnis, weswegen wir auch weiter darauf hoffen, dass sich noch Partner finden lassen, die unseren Klub mit einem Nationalspieler und auch einem Leistungszentrum toll finden und deshalb auch unterstützen möchten.

Noch einmal zurück zu Ihrem Personaltableau: Was wird aus Guilherme Teodoro und Leo de Nodrest?

Am liebsten wäre mir, dass beide bleiben. Aber das wird wohl nur schwer machbar sein - vielleicht, wenn wir bei der Suche nach neuen Sponsoren erfolgreich sind. Hinzu kommt aber auch, dass Guilherme als Brasilianer nicht gleichzeitig mit Shinozuka eingesetzt werden könnte. Leo wiederum trainiert viel in Frankreich und ist nicht so oft bei uns, was auch nicht optimal ist. Es wird sich zeigen, was bei den nächsten Gesprächen mit beiden herauskommt. Klar ist aber auf jeden Fall, dass wir noch mindestens einen fünften Spieler brauchen.

Im Europacup haben Sie zuletzt durch das 3:2 in Österreich bei SPG Wels die Weichen in Richtung Viertelfinale gestellt. Was würde Ihnen der Einzug in die Runde der letzten acht bedeuten?

Nach dem knappen Sieg im Hinspiel würden wir natürlich gerne auch das Rückspiel gewinnen und ins Viertelfinale einziehen. Das wäre ein Riesenerfolg, zumal letzte Saison im Achtelfinale Schluss war.

Vielen Dank für das Gespräch, Martin Werner.


Interview: Florian Manzke