Interview mit Kristijan Pejinovic (TTF Liebherr Ochsenhausen): „Ein Lokalmatador ist wichtig für das Liebherr Pokal-Final Four“
Die TTF Liebherr Ochsenhausen sind beim Liebherr Pokal-Final Four am 7. Januar in der ratiopharm arena Ulm/Neu-Ulm wie schon oft in den vergangenen Jahren einmal mehr Garant für Spitzenniveau wie Lokalkolorit gleichermaßen. Im Interview vor dem ersten Highlight-Event spricht TTF-Präsident Kristijan Pejinovic über das Selbstverständnis der Oberschwaben und ihre Ambitionen.
Ihre TTF Liebherr Ochsenhausen haben gut eine Woche vor Weihnachten zum letzten Mal gespielt und damit die längste Spielpause aller Teilnehmer vor dem Final Four. Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil in der Vorbereitung?
Das ist immer abhängig vom Kader. Zum einen geht es um die Frage, was die Spieler brauchen, und zum anderen spielen die Ergebnisse der letzten Partie natürlich eine Rolle. Wenn die Resultate von Vorteil für das Selbstbewusstsein gewesen sind, ist eine Pause womöglich irrelevant, denn wenn man schon schwebt, dann schwebt man auch in der Pause weiter; wenn es vorher aber nicht gut gelaufen ist und man in einem Loch steckt, bleibt man in diesem Loch stecken. Es ist also insgesamt sehr situativ, weshalb ich dem Thema nicht so hohe Relevanz beimesse. Für uns bedeutet die längere Pause aber auch, dass wir eher mit den Vorbereitungen beginnen können.
Die TTF sind angestammter Lokalmatador beim Final Four. Wie groß ist wechselseitig die Bedeutung von Ochsenhausens Teilnahme für das Event und umgekehrt der Stellenwert einer Teilnahme an dem Event für Ihren Verein?
Für uns ist die Teilnahme am Liebherr Pokal-Final Four enorm wichtig, gerade auch wegen der Rolle als Lokalmatador. Wir freuen uns unglaublich, nach einem doch etwas schwankendem Verlauf der bisherigen Saison wieder beim Final Four dabei sein zu können und damit unser erstes Minimalziel erreicht zu haben. Das Turnier ist ein tolles Event für alle Beteiligten, und deswegen ist es auch für uns, unsere Partner, Unterstützer und Wegbegleiter von Bedeutung, dass wir dabei sind. Es ist aber auch für die TTBL als Veranstalter und für das Liebherr Pokal-Final Four aufgrund des Standortes wichtig, dass ein Lokalmatador mit von der Partie ist. Ich denke schon, dass durch Ochsenhausens Teilnahme noch ein paar Zuschauer mehr angelockt werden. Letztlich steht aber der Sport im Mittelpunkt, was bedeutet, dass die besten Teams dabei sein sollen. Insgesamt also ist es für die TTBL wie für uns wichtig und eine glückliche Fügung, dass wir auch dabei sind.
Nach Ansicht vieler Experten ist das Halbfinale Ihrer Mannschaft gegen Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken schon ein Knüller. Wie schätzen Sie Ochsenhausens Chancen für dieses Spiel ein?
Ich meine auch, dass dieses Spiel ein Knüller ist. Man sieht dabei qualitativ zentriert und komprimiert Weltklasse im Court, die Zuschauer können sich wirklich auf hochklassiges Tischtennis freuen. Hinsichtlich unserer Chancen glaube ich, dass es tatsächlich wie so oft speziell im Tischtennis auf die Tagesform ankommen wird, auch darauf, wie man einerseits mental drauf ist und ob es andererseits hie und da vielleicht auch etwas zwickt. Weil wir in der bisherigen Saison schon unnormal arg von Ausfällen gebeutelt worden sind, was wir durch unseren zum Glück breiten Kader kompensiert haben, hoffe ich, dass wir beim Liebherr Pokal-Final Four in gewünschter Bestbesetzung und ohne irgendwelche Wehwehchen ins Turnier einsteigen können und dadurch auch für das I-Tüpfelchen sorgen können.
Lassen sich Tradition und Atmosphäre beim Final Four - unter Berücksichtigung der Relationen - mit dem Pokal-Mythos im Fußball vergleichen?
Warum sollte man das nicht vergleichen können? Wir sind im mittlerweile neunten Jahr in der ratiopharm arena, und es werden von Jahr zu Jahr mehr Zuschauer, was alleine schon für sich selbst spricht. Aber es bleibt wichtig, darauf zu achten, dass das Niveau des Events als Ganzes weiter steigt, und dass die teilnehmenden Vereine stark und damit auch attraktiv genug sind, Zuschauer anzuziehen und zum Besuch zu animieren. Weil es bisher so gut passt, kann man inzwischen schon von einem Pokal-Mythos sprechen und muss dabei nicht einmal auf den Fußball schauen, weil Tischtennis auch gut für sich steht.
Drei von Ochsenhausens vier Pokalsiegen haben Sie an der Box in maßgeblichen Funktionen miterlebt. Was ist Ihre schönste Pokal-Erinnerung?
Auf diese vier Pokalsiege können wir mit Stolz blicken. Ich habe alle vier Erfolge mitkreieren dürfen und für mich hat keiner dieser Titel eine höhere Bedeutung als ein anderer dieser Erfolge, weil ich dabei immer erkennen konnte, wie viel Kraft es für einen einzigen Titel braucht und wie viel man dafür mitbringen muss. Deswegen hat jeder dieser Titel einen besonderen Platz im Kopf wie im Herzen verdient. In einer speziellen Erinnerung sind natürlich aber noch unser vierter Pokalsieg 2019 und der damalige Emotionsausbruch, nachdem wir 15 Jahre darauf gewartet und beharrlich darauf hingearbeitet haben. Trotzdem hat jeder unserer Erfolge eine ganz eigene Gewichtung. Titel bleibt eben Titel, egal wann oder in welcher Form. Deswegen sind sie alle etwas Besonderes und haben für mich eine eigene Erinnerung.
Vielen Dank für das Gespräch, Kristijan Pejinovic.
Interview: Florian Manzke