Interview mit Champions-League-Sieger Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT): „Timos Tränen in den Augen haben mir leid getan“

Interview mit Champions-League-Sieger Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT): „Timos Tränen in den Augen haben mir leid getan“

Der 1. FC Saarbrücken TT hat sich durch einen 3:1-Finalsieg gegen Rekordgewinner Borussia Düsseldorf zum dritten Mal nacheinander zum Champion-League-Sieger gekrönt. Im Interview spricht FCS-Kapitän Patrick Franziska nach seinem Siegpunkt über den Stellenwert des Hattricks und auch über den Transfercoup seines Teams durch die Verpflichtung des chinesischen Olympiasiegers Fan Zhendong.

Patrick Franziska, Gratulation zur erfolgreichen Titelverteidigung und damit auch zum Hattrick in der Champions League. Welche Bedeutung hat dieser Erfolg?

Im ersten Moment mit allen Emotionen war es der schönste, auch weil wir wie im vorigen Jahr zuhause feiern können. Dieses Mal war außerdem die Stimmung nochmal besser und lauter.

Und die Erfolgsserie? Immerhin hatte das seit elf Jahren keine Mannschaft mehr geschafft?

Ja, drei Champions-League-Siege nacheinander sind wirklich nicht so einfach. Deshalb würde ich diesen Erfolg auch als den besondersten einstufen.

In Ihren Fünfsatz-Spielen im Finale mussten Sie zunächst nach drei Matchbällen das formale Break gegen Anton Källberg hinnehmen, sorgten danach aber gegen Ihren Nationalmannschaft-Kollegen Dang Qiu trotz eines vorübergehenden 0:3 für die Entscheidung. Welche Gefühle empfanden Sie nach dem Siegpunkt?

So schnell kann es eben gehen im Sport. Ich bin mega erleichtert und mega, mega happy.

Ist die Erleichterung vielleicht umso größer, weil Sie nicht gegen Ihren Freund Timo Boll im letzten Champions-League seiner Karriere antreten mussten?

Nein, eigentlich war ja klar, dass Timo an Nummer drei spielen würde. Ich hätte aber auch sehr gerne gegen ihn gespielt. Nach dem Finale hat mir aber auch sehr leidgetan, Timo nach seinem letztem internationalen Spiel mit ein paar Tränen in den Augen zu sehen.

Vor der Saison hat sich Ihr Team mit Truls Möregardh gezielt für die Königsklasse verstärkt. Mission erfüllt, kann man wohl nach seinem wichtigen 3:0 im zweiten Final-Einzel gegen Qiu sagen, oder?

Auf jeden Fall. Truls, mit dem ich mich sehr gut verstehe, ist so abgezockt, wie ich es nur selten gesehen habe. Er ist echt eine coole Socke. Ich freue mich besonders auch für ihn, weil er die Champions League noch nicht gewonnen hatte und in der Trainingswoche vor dem Finale trotz seiner Bronzemedaille bei der WM kurz vorher so heiß auf den Titel war. Ihn in der Mannschaft zu haben, gibt uns allen anderen zusätzliches Selbstvertrauen.

Zur Siegerehrung sind Sie Arm in Arm mit Saarbrücken Macher Erwin Berg zur Medaillenzeremonie und Pokalübergabe gekommen. War das Ausdruck Ihres besonderen Verhältnisses?

Ja, das kann man schon so sehen. Erwin hat mich 2016 nach Saarbrücken geholt. Seitdem ist der Kerl geistig und körperlich praktisch unverändert fit geblieben. Er sagt ja auch immer, dass jeder unserer Titel ihn nochmal um ein paar Jahre jünger macht. Dieser Titel ist auch für ihn etwas ganz Besonderes, er ist ein toller Mensch und hat in Saarbrücken alles aufgebaut. Er ist ebenso wie unser Teammanager Nico Barrois, der immer bei uns und für uns da ist, ein besonderer Mensch. Für Menschen wie diese beiden lohnt es sich, sich so reinzuhauen.

Am Finalwochenende gab Ihr Klub die sensationelle Verpflichtung von Olympiasieger und Ex-Weltmeister Fan Zhendong für alle drei Wettbewerbe bekannt. Ist Ihre Mannschaft in der kommenden Saison überhaupt zu schlagen?

Man muss abwarten, wie viele Spiele Fan letztlich machen kann. Der Plan ist, dass er einige machen soll. Als ich nach der Bekanntgabe mit ihm telefoniert habe, hat er sich mega gefreut auf das Abenteuer bei uns ins Saarbrücken. Ich werde versuchen, ihm in Saarbrücken alles, so gut es geht, zu zeigen, damit Fan sich bei uns wohlfühlt. Klar ist aber auch, dass wir uns, wenn er fit ist und Spaß hat, einige Punkte von ihm erwarten. Abgesehen von unserer künftigen Favoritenrolle aber ist es für das Tischtennis in Deutschland und auch Europa schön, dass man so einen Mann verpflichten konnte. Er wollte auch unbedingt zu uns kommen und nicht nur ein wenig Tralala spielen, sondern Fan will mit uns Titel gewinnen. Für uns ist seine Zusage eine total große Ehre.

Leitet sich für Ihre Mannschaft daraus auch der Wunsch nach allen drei möglichen Titeln oder sogar der Anspruch auf das „Triple“ ab?

Ich denke, dass diese Ziele schon mit Fans Verpflichtung schon einher gehen, auch wenn er in China noch anderen Verpflichtungen und Aufgaben wird nachgehen müssen. Aber wenn er in allen Wettbewerben zum Einsatz kommt, wird es natürlich schwer, uns zu besiegen – sehr, sehr schwer.

Wie bewerten Sie persönlich diesen Coup?

Das freut mich jedenfalls momentan mehr als Gedanken an künftige Titel. Ich freue mich sehr darauf, das Training mit ihm erstmal zu genießen, aber auch von ihm zu lernen und etwas mehr darüber zu erfahren, wie er tickt. So etwas wäre in den letzten 15 oder sogar 20 Jahren nicht möglich gewesen. Deshalb fühlt sich das für mich im Augenblick auch wie ein Traum an.

Vielen Dank für das Gespräch, Patrick Franziska.

 

Interview: Florian Manzke