Interview mit Bastian Steger (TSV Bad Königshofen): „Bad Königshofen hat sich ganz gut etabliert“

Der TSV Bad Königshofen ist in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) als größter Außenseiter unter den vier Halbfinalisten in die Play-offs eingezogen. Im Interview spricht TSV-Routinier Bastian Steger über die Ausgangslage vor Spiel zwei bei Meister Borussia Düsseldorf nach der Niederlage im ersten Duell, die anhaltende Euphorie bei den Franken und die Perspektiven für die neue Saison nach dem bevorstehenden Umbruch in der Sommerpause.
Bastian Steger, im zweiten Play-off-Halbfinale am Sonntag bei Borussia Düsseldorf stehen Sie mit dem TSV nach dem 1:3 vor eigenen Fans in Spiel eins unter Erfolgszwang. Wie bewerten Sie die Chancen, dass Ihre Mannschaft am Tisch des Meisters ein drittes Spiel erzwingen kann?
Die Chancen stehen natürlich für Düsseldorf besser als für uns. Sie sind auch klar der Favorit, und das haben sie im ersten Spiel auch sehr eindrucksvoll bewiesen. Es wird natürlich schon schwierig für uns werden, obwohl wir ja auch schon das eine oder andere Mal in Düsseldorf gewinnen konnten. Wir werden natürlich alles daran setzen, aber es ist auf jeden Fall auch eine schwierige Ausgangslage.
Was war ausschlagegebend für die Niederlage in Spiel eins?
Ich denke, dass Dang Qiu ausschlaggebend gewesen ist, das muss man schon so klar sagen. Er hat überragend gespielt, wirklich sehr, sehr gut und fehlerfrei. Dadurch hat Dang sowohl gegen Jin Ueda als auch gegen mich sehr deutlich gewonnen. Diese beiden Siege waren für Borussia natürlich schon der Grundstein.
Hätte rückblickend eine andere Aufstellung erfolgversprechender sein können?
In Bezug auf die Aufstellung können wir uns meiner Meinung nach nicht so viel vorwerfen. Es gibt natürlich immer Möglichkeiten, etwas zu verändern, aber auch dann bleibt jedes Spiel für uns schwierig und muss deswegen auch optimal für uns laufen.
Lässt sich bereits eine Taktik für das „Alles oder nichts"-Spiel erkennen?
Wir werden uns noch in Ruhe zusammensetzen und Gedanken machen, wie wir die Borussia am besten knacken und in ein drittes Spiel kommen können.
Hand aufs Herz: Muss Ihr Team in Spiel zwei wenigstens das Schlussdoppel erreichen, um eine Siegchance haben?
Wenn es so kommen sollte, dass wir ins Schlussdoppel kommen, dann müssen wir uns mit Sicherheit nicht verstecken und auch keine Angst haben. Wir haben in dieser Saison schon oft wieder bewiesen, dass wir im Doppel ziemlich stark sind. Deswegen wäre es schon gut für uns, wenn wir ins Doppel kommen. Aber das müssen wir auch erst einmal schaffen.
Rund um Ihre Mannschaft herrschte nach dem erneuten Einzug in die Play-offs in letzter Minute wie schon bei der Premiere in der vergangenen Saison eine enorme Euphorie. War das verlorene Spiel eins ein Dämpfer für die Begeisterung?
Das glaube ich nicht. Ein Sieg gegen Düsseldorf ist ja nicht sehr realistisch, und wir als Mannschaft und unsere Zuschauer und Fans können Düsseldorfs Stärke schon gut einschätzen. Auch wenn wir in der vorigen Saison die Sensation geschafft und das erste Spiel gegen Düsseldorf gewonnen haben, ist bei uns jetzt keiner riesig enttäuscht gewesen, dass wir das erste Spiel nun verloren haben. Es war für uns ja schon unglaublich, dass wir die Play-offs erreicht haben. Das ist ein Riesenerfolg für unseren Verein, und darüber haben sich sehr viele Menschen gefreut. Diese Freude konnte von der Niederlage im ersten Spiel nicht getrübt werden.
Wie schon erwähnt steht Bad Königshofen zum zweiten Mal nacheinander unter den besten vier Mannschaften der Liga und spielt um einen Platz im Meisterschaftsendspiel. Muss der TSV nach dem Überraschungserfolg im vorigen Jahr nun als in der absoluten Spitze etabliert angesehen werden?
Aus meiner Sicht hat sich Bad Königshofen jetzt doch ganz gut in der Bundesliga etabliert. Dass wir nun zweimal nacheinander in die Play-offs eingezogen sind, dürften vorher wahrscheinlich auch nur die wenigsten gedacht haben, weil die Wiederholung eines solchen Überraschungserfolges wie im vorigen Jahr ja noch einmal viel schwieriger ist. Man spürt inzwischen auf jeden Fall auch schon den Respekt der anderen Vereine und merkt, dass man nicht auf die leichte Schulter genommen wird. Es ist aber auch schön zu hören, wenn die gegnerischen Mannschaften oder viele Spieler wegen unseres tollen Umfelds mit den super Fans und der unglaublichen Stimmung in der Halle gerne nach Königshofen kommen und es ihnen Spaß macht, weil wir wohl sicherlich die besten Fans der Liga haben, die für eine tolle Atmosphäre sorgen.
Nach der Saison vollzieht sich in Ihrer Mannschaft ein Umbruch. Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die nächste Spielzeit?
Die nächste Saison wird durch den kleinen Umbruch bei uns auch wieder ziemlich spannend werden. Andre Bertelsmeier spielt als junger Spieler seine erste Saison in der Bundesliga. Auch wenn er in den letzten Wochen Superleistungen gezeigt hat und ich im Training auch sehen kann, dass er eine sehr gute Entwicklung macht, muss man erst einmal abwarten, wie die erste Saison für ihn läuft, denn die Bundesliga ist schon ziemlich hart. Aber ich bin da sehr optimistisch, denn Andre ist ein guter Typ und wird seinen Weg schon gehen und uns dann auch weiterhelfen. Dazu kommt ja mit Daniel Habesohn ein erfahrener Spieler zu uns, der uns mit seinen Qualitäten im Einzel und auch im Doppel helfen kann. Insgesamt wird es auf jeden Fall eine neue und spannende Herausforderung, und ich glaube nicht, dass wir uns verstecken müssen. Trotzdem würde ich erst einmal nicht wieder nach oben Richtung Play-offs schauen, denn wir sollten uns in einer solch extrem ausgeglichenen Liga zunächst nach unten absichern und nichts mit dem Abstiegskampf zu tun bekommen. Das wird erst einmal unsere oberste Priorität sein.
Vielen Dank für das Gespräch, Bastian Steger.
Interview: Florian Manzke