Interview mit Andreas Albert (Geschäftsführer Sport TSV Bad Königshofen): „Es ist jetzt wieder alles möglich.“
Der TSV Bad Königshofen hat vor dem letzten regulären Spieltag der Tischtennis Bundesliga (TTBL) gute Aussichten auf seine erste Teilnahme an den Play-offs um die deutsche Meisterschaft. Im Interview spricht Geschäftsführer Andreas Albert über die Gründe für den überraschenden Höhenflug und auch über die schwierige Situation von Ex-Vizemeister Kilian Ort.
Andy Albert, gerät für Ihren TSV Bad Königshofen die greifbar nahe Play-off-Teilnahme noch zur großen Zitterpartie?
Es ist jetzt wieder alles möglich. Ich bin jetzt 45 Jahre im Tischtennis tätig und habe schon alles erlebt. Wir wollen natürlich das letzte Punktspiel gewinnen, um eine wirklich tolle Saison krönend abzuschließen. Das hat sich die Mannschaft auf jeden Fall verdient. Wir sind jedenfalls sehr optimistisch und werden noch einmal alles in die Waagschale werfen, dass wir mit einem Sieg direkt in die Play-offs kommen und nicht mehr viel Spiel- und Satzverhältnisse berechnet werden müssen. Dafür möchten wir noch einmal unser bestes Tischtennis abrufen. Die volle Halle, die uns schon gewiss ist, wird uns sicherlich einen Heimvorteil verschaffen.
Aus welchen Gründen hat Ihr Klub gegen den Post SV Mühlhausen den ersten Matchball zur ersten Play-off-Qualifikation nicht nutzen können?
Mühlhausen hatte einen Steffen Mengel in Bestform - erst gegen Jin Ueda und danach in einem mitreißenden Spiel gegen Basti Steger.
Was lief denn – nun einmal unabhängig von der Play-off-Teilnahme – in dieser Saison besser oder anders als in den vergangenen Jahren?
Ob Play-off-Teilnahme oder nicht - es wird auf jeden Fall das beste Saisonergebnis in unseren sieben Jahren Bundesliga. Unsere Mannschaft ist im Laufe auch richtig zusammengewachsen: Filip Zeljko spielt seit acht Jahren bei uns und ist einer von uns, ein Kilian Ort stammt aus unserem Ort und ist einer von uns, ein Bastian Steger ist ein Bayer wie wir und geht auch schon in seine fünfte Saison mit uns, alle zusammen mit Martin Allegro und seinen großen Doppelfähigkeiten und einem unberechenbaren Jin Ueda - das ist eine ganz gesunde Mischung, die wir da haben. Das ganze Umfeld mit unseren einmaligen Fans ist in den ganzen Jahren mit uns gewachsen, in denen wir vielen Warnungen vor einem Bundesliga-Engagement getrotzt haben. Umso schöner wäre es, wenn wir unseren Sponsoren einmal ein solches Erfolgserlebnis wie die Play-off-Teilnahme bieten könnten, zumal uns mindestens ein weiteres Heimspiel auch wirtschaftlich weiterhelfen würde, und ich unserer Mannschaft in einem Halbfinale auch noch einmal alles zutrauen würde.
Welche Rolle hat der in der Hinrunde – oder womöglich noch bis heute – der Jin-Ueda-Faktor gespielt?
Nach der zuerst geplatzten Verpflichtung von Jin Ueda wussten alle drei anderen Spieler, dass sich erstmal keiner eine Auszeit nehmen kann und keinen Schnupfen bekommen darf, dass man auch mal mit einem Muskelzwicken oder einer Verstauchung spielen muss. Das haben die Spieler top durchgezogen. Jetzt mit Jin Ueda sind wir außerdem nicht mehr so leicht ausrechenbar, dagegen wussten die Gegner in der Vorrunde immer, wie wir stellen.
Durch Jin Ueda ist Ihre Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte um Trainer Koji Itagaki in jedem Fall nochmals stärker geworden. Würden Sie Bad Königshofen inzwischen als eine japanische Hochburg in der TTBL bezeichnen?
Das sind wir - allerdings schon lange, seit unserer Zweitliga-Zeit schon. Wir haben ja unseren japanischen Sponsor mit Shakehands im Rücken, unseren japanischen Trainer mit seiner Familie bei uns integriert, in unserem kleinen Trainingszentrum sind auch viele starke Japaner unter den Spielern aus der ganzen Welt, auch in unseren Jugendmannschaften spielen schon gute Japaner. Man kann schon sagen, dass das ganze Paket passt, so dass in Königshofen unabhängig von der Bundesliga weiter mit eigenen Spielern Tischtennis gespielt werden wird.
Bad Königshofens Heimspiele sind mittlerweile für eine tolle Atmosphäre bekannt. Welchen Anteil an Ihrem Höhenflug haben die Fans?
Unsere Fans haben einen großen Anteil an unserem derzeitigen Erfolg. Abgesehen von der einmaligen Atmosphäre in unserer Shakehands-Arena haben unsere Anhänger bei engen Auswärtssiegen immer das Heimpublikum in den Schatten gestellt und uns zu wichtigen Siegen verholfen, schließlich holt ein Basti Steger, der sowieso schon 100 Prozent gibt, dadurch noch einmal zehn Prozent mehr aus sich heraus, und auch die anderen wachsen dadurch immer wieder über sich hinaus. Für mich steht fest, dass wir ohne unsere Fans das eine oder andere Spiel nicht gewonnen hätten, aber wir haben ja mittlerweile auch eine richtig gute Fanbase, vor allem auch in den sozialen Medien.
In der Endphase einer Saison wirft die neue bereits ihre Schatten voraus. Wie ist der Stand der Personalplanungen?
Wir wollen uns da etwas bedeckt halten. Aber wenn die Mannschaft so gut spielt, liegt ja auf der Hand, dass es keinen Grund gibt, das Team auseinanderzureißen, wenn die Spieler bleiben wollen und sicher in ihren Entwicklungen immer noch nicht am Ende angekommen sind.
Sie haben Kilian Orts Ausfall schon angesprochen. Wie sind seine Perspektiven derzeit?
Er ist bei den Spielen wieder dabei, die Narben seiner Bandscheibenoperationen sind gut verheilt und er macht Aufbautraining, aber ganz langsam nur. Aber ihm ist auch bewusst, dass nicht alle Spieler mit der gleichen Verletzung wieder zurückgekommen sind. Für alle anderen war die Karriere beendet, aber das hoffen wir für ihn nicht, im Gegenteil: Wir planen mit ihm, er ist ja schließlich auch unser Eigengewächs, für ihn haben wir damals doch das ganze Projekt angefangen und alles gemacht. Es hat schon eine gewisse Tragik, dass wir gerade jetzt unseren größten Erfolg in der Liga haben und Kilian uns dabei überhaupt nicht helfen konnte. Da kann Sport auch brutal sein.
Vielen Dank für das Gespräch, Andy Albert.
Interview: Florian Manzke
Beitragsbild oben: Andreas Albert (Foto: Rudi Dümpert)