Düsseldorfs Jungstar Kay Stumper: „WM-Silber macht mental einen Unterschied aus“
Kay Stumper gehört seit Saisonbeginn zu den auffälligsten Akteuren in der Tischtennis Bundesliga (TTBL). Nach dem makellosen und überraschend souveränen Einstand bei Meister Borussia Düsseldorf imponierte der 19-Jährige bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft in China erneut und hatte wichtigen Anteil an der Silbermedaille für das deutsche Team. Im Interview beschreibt Stumper die Bedeutung des Erfolgs - auch für die Zukunft.
Kay Stumper, seit Ihrer Silbermedaille mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Team-WM in Chengdu ist erst wenig Zeit vergangen. Haben Sie diesen großen Erfolg schon realisieren können, lässt sich das für Sie schon greifen?
Es wird jeden Tag mehr. Wir hatten ja für die Rückreise auch nicht so viel Zeit, aber ich habe schon das Gefühl, dass sich dieser Erfolg jeden Tag, den ich wieder in Düsseldorf bin, besser realisieren lässt.
Was bedeutet Realisierung von WM-Silber in Ihrem Fall konkret?
Es ist etwas sehr Großes für, nach dem Gewinn des EM-Titels mit der Mannschaft im vorigen Jahr es jetzt auch geschafft zu haben, mit dem Team auch Vizeweltmeister geworden zu sein. Das bedeutet mir sehr viel, ich bin mit meinen 19 Jahren ja erst am Anfang.
Vor dem WM-Turnier herrschte auch etwas Skepsis wegen der Nominierung gleich ohne drei Topspieler. Wie sind Sie als Mannschaft damit umgegangen?
Das hat bei uns überhaupt keine Rolle gespielt. Wir waren eben die fünf Nominierten und haben uns keine Gedanken darüber gemacht. Es gab keine negative Stimmung oder Zweifel. Wir haben uns gesagt, dass wir unser Ding spielen wollen, und haben uns dabei auch ziemlich viel zugetraut, weil wir ja auch wissen, was wir können.
Was sind die entscheidenden Faktoren für diesen großen Erfolg gewesen?
Ganz einfach eine sehr gute Vorbereitung, die wir wirklich hatten. Wir waren durch die TTBL-Spiele auch im Rhythmus, verstehen uns aber auch sehr gut und harmonieren auch sehr gut. Das ist auch ein Schlüssel zum Erfolg gewesen, zumal wir durch jeden Sieg mehr auch mehr Selbstvertrauen bekommen haben.
Ihnen selbst hat man trotz Ihres WM-Debüts von Anfang an keinerlei Nervosität angemerkt. Sind Sie so cool oder haben Sie das nur gut überspielen können?
Natürlich bin ich nervös gewesen, es war ja vor meinem ersten Spiel auch direkt ein gewisser Druck da. Aber ich bin grundsätzlich für Drucksituationen nicht so anfällig und habe das ganz gut handhaben können.
Das klingt sehr reif für einen 19-Jährigen...
Das war immer so, auch schon, als ich mit elf Jahren bei einer U15-DM drei Spiele am Stück im siebten Satz mit 12:10 gewonnen habe. Ich kann ziemlich gut mit solchen Situationen umgehen.
Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska gelten weiterhin als Galionsfiguren, und doch hat die WM-Silbermedaille für diese stark verjüngte Nationalmannschaft In der Öffentlichkeit Spekulationen über einen Generationswechsel verstärkt. Wie sehen Sie das?
Es ist schwer zu sagen, weil es fast mehr auf die anderen als auf uns ankommt. Timo, 'Dima' oder auch 'Franz' haben natürlich weiter ein unfassbar hohes Niveau, aber tatsächlich werden sie auch nicht jünger. Aus meiner Sicht war die WM jetzt nicht direkt der Anfang eines Generationswechsels, aber es war sehr gut, dass wir gespielt haben, weil früher oder später müssen wir ja sicher wieder spielen, wenn die Älteren aufgehört haben. Deswegen war es früher besser als später, dass wir bei der WM die Gelegenheit bekommen haben, uns so gut zu schlagen.
Experten sagten nach dem WM-Finale, dass dieses Turnier gerade Ihnen gleich mehrere Jahre Vorsprung bringen wird. Schätzen Sie den Wert der WM für Ihre persönliche Entwicklung genauso ein?
Ja. Bei so einem großen und wichtigen Turnier einen so großen Erfolg wie WM-Silber zu haben, macht mental für die Zukunft schon einen großen Unterschied aus, so dass man bei späteren Turnieren sehr davon profitieren kann.
Wie sehr haben Sie in Chengdu auch von Ihrem starken Einstand bei Borussia Düsseldorf profitiert?
Sehr, ich habe dadurch natürlich sehr viel Selbstvertrauen zur WM mitgenommen, aber ich glaube, dass mir das gute Training in Düsseldorf noch viel mehr gebracht hat als der gute Saisonstart.
Ihren WM-Erfolg können Sie durch den Wettkampf-Kalender kaum Zeit genießen. Als nächstes steht das WTT-Turnier in Slowenien auf dem Programm. Wie schalten Sie wieder in den Alltags-Modus?
Ich mache zwar noch kurz eine Pause, aber ich fühle mich bereit dazu. Aber es ist für mich auch umgekehrt kein Problem, mich von der Liga auf ein Highlight wie die WM einzustellen.
Nach der Rückkehr aus Slowenien steht auch schon bald wieder die TTBL auf dem Programm. Auch dank Ihrer Leistungen steht Düsseldorf mit weißer Weste an der Tabellenspitze. Marschiert die Borussia wieder ins Finale durch?
Die Saison ist noch unfassbar lang, es hat gerade angefangen. Aber auch wenn es gut angefangen hat, ist klar, dass wir nicht weiter jedes Spiel mit 3:0 gewinnen werden. Aber natürlich wollen wir am Ende so weit oben wie möglich stehen.