Die Suche nach dem „Gesicht der TTBL“ beginnt

Durch Timo Bolls Karriereende rücken in der bevorstehenden TTBL-Saison deutsche Spieler verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses. 14 einheimische Profis schlagen in der Spielzeit 2025/26 für neun TTBL-Vereine auf. Außer auf Punkte können dabei mehrere „Local Heroes“ auch auf die Nachfolge von Boll als „Gesicht der Liga“ hoffen.
Für die Eignung als neue Identifikationsfigur des Oberhauses sind neben den sportlichen Ergebnissen auch die Charakterstärke eines Spielers, sein Auftreten in der Öffentlichkeit und seine Nahbarkeit für Fans und Medien wichtige Faktoren. Erste Anwärter für die Aufgaben eines „Aushängeschildes“ dürften naturgemäß die Mitglieder der Nationalmannschaft und Routiniers sein, doch auch zum Kreis der „jungen Wilden" gehören Kandidaten für die Anführer-Position beim nicht mehr allzu weit entfernten Generationswechsel in der deutschen Eliteklasse. – Sieben deutsche Spieler, auf die man in der neuen TTBL-Saison achten sollte (in alphabetischer Reihenfolge):
Andre Bertelsmeier (19 Jahre/TSV Bad Königshofen): Das Toptalent. Bad Königshofens Neuzugang von Zweitligist 1. FC Köln steht vor seiner ersten Saison in der TTBL. Der Teenager gilt nicht nur aufgrund seines überraschenden Einzugs ins EM-Achtelfinale der Herren im vorigen Herbst als momentan größter Hoffnung für die längerfristige Zukunft. Bertelsmeier verbesserte sich in der Weltrangliste binnen Jahresfrist um rund 100 Plätze und gehörte zuletzt zu den Top 70. Der Teenager, der im Verlauf der abgelaufenen Saison bei der U21-EM in Bratislava Bronze und bei den nationalen TT-Finals in Erfurt im Doppel seinen ersten „großen“ Meistertitel gewann, besitzt für sein Alter bereits eine bemerkenswerte Ausstrahlung am Tisch wie außerhalb der Box und erscheint auch schon als sehr früh gefestigte Spielerpersönlichkeit.
Benedikt Duda (31/TTC Schwalbe Bergneustadt): Der Aufsteiger. Ohne Frage ist Duda im deutschen Tischtennis die Überraschung der vergangenen Spielzeit gewesen. Galt der Routinier im Vorjahr nach den Olympischen Spielen in Paris noch als Nummer vier im Nationalteam, avancierte der Linkshänder bis Juli dieses Jahres zur deutschen Nummer eins und erst kürzlich sogar zum sechsten Deutschen in den Top 10 der Weltrangliste. Auf dem Weg in diese Sphären gewann der Sympathieträger 2024 zunächst sensationell EM-Silber im Einzel, erreichte beim WTT Champions in Montpellier das Halbfinale, holte in der ersten Hälfte des laufenden Jahres die Titel bei den Contender-Turnieren in Tunis sowie Skopje und zog beim Star Contender zuletzt in Brasilien ins Endspiel ein.
Patrick Franziska (33/1. FC Saarbrücken TT): Der Publikumsliebling. Für den populären Kapitän von Champions-League-Sieger Saarbrücken hat sich der mutmaßliche Tiefpunkt seiner Laufbahn als Kraftquelle entpuppt: Zwar musste sich Franziska bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris trotz zuvor starker Leistungen mit der Rolle des Ersatzspielers bescheiden, trumpfte aber vor den Sommerspielen als erster Europäer im Finale eines Smash-Turniers und durch seinen Aufstieg in die Top 10 der Weltrangliste aus. Der Rechtshänder ist aufgrund seines zumeist spektakulären Spiels und seines freundlichen und zugänglichen Wesens bei allen TTBL-Vereinen ein gerngesehener Gast und gehört aufgrund seiner vielen Erfolge in die Kategorie Zuschauermagnet.
Dimitrij Ovtcharov (36/TTC Fulda-Maberzell): Der Altstar. Der frühere Russland-Legionär will nach seiner Rückkehr in die TTBL mit Fulda im zweiten Anlauf mindestens den Einzug in die Play-offs schaffen. In seiner zurückliegenden Comeback-Saison erfüllte der Routinier die Erwartungen seines Klubs mit einer 22:5-Bilanz. Durch seine Erfolge in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten genießt der Aufschlag-Spezialist beim deutschen Publikum weiterhin große Popularität.
Dang Qiu (28/Borussia Düsseldorf): Der Spätstarter. Der Penholder-Spieler ist vergleichsweise spät ins Rampenlicht getreten: Zwar gehörte der in Nürtingen geborene Sohn zweier chinesischen Nationalspieler 2022 bei der Mannschafts-WM in Chengdu schon zum deutschen Silber-Team, doch erst sein späterer Einzel-Titel bei der EM im gleichen Jahr in München machte Qiu einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Nach Bolls Rückzug aus dem Profisport steht der deutsche Ex-Meister sowohl in der Nationalmannschaft als auch in Düsseldorf noch mehr in der Verantwortung.
Bastian Steger (44/TSV Bad Königshofen): Der Dauerbrenner. In Düsseldorf gehörte der zweimalige EM-Dritte bereits 2000 zur populären „Boy Group“ der Rheinländer – und hatte in beiden zurückliegenden Spielzeiten als „Oldie“ maßgeblichen Anteil an Bad Königshofens Play-off-Teilnahmen. Durch Bolls Abschied ist Steger nunmehr der älteste Spieler und weist außerdem die meisten Dienstjahre im Oberhaus auf. Der bei den Fans aller Klubs ausgesprochen beliebte Oberpfälzer vermag trotz seines fortgeschrittenen Alters wie nur wenige immer wieder, auf den Punkt genau optimale Leistung abzuliefern.
Kay Stumper (22/Post SV Mühlhausen): Der Hoffnungsträger. In Mühlhausen will sich der Nationalspieler nach drei Jahren in Düsseldorf auch als Führungsspieler beweisen. Seinen ersten nationalen Einzeltitel im vergangenen Juni bei den TT-Finals in Erfurt wertet der gebürtige Karlsruher selbst ein Lohn für harte Arbeit in den vergangenen Monaten. In der Weltrangliste rückte Stumper, der mit der Nationalmannschaft 2021 den EM-Titel und ein Jahr später WM-Silber gewann, zuletzt immerhin auch um fast 100 Positionen in die Top 75 vor. Angesichts des fließenden Umbruchs im Nationalteam kann sich der Rechtshänder Hoffnungen auf eine künftige Rolle als Stammspieler in der DTTB-Auswahl machen.
Die weiteren deutschen Spieler der TTBL-Vereine in der Saison 2025/26:
Patrick Baum (38/TTC Zugbrücke Grenzau)
Ruwen Filus (37/TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell):
Cedric Meißner (25/1. FC Saarbrücken-TT):
Fanbo Meng (24/TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell):
Steffen Mengel (37/Post SV Mühlhausen)
Benno Oehme (25/TTC OE Clarity Telefonie Systeme Bad Homburg)
Ricardo Walther (33/ASC Grünwettersbach)
Beitragsbild oben: Patrick Franziska (Foto: BeLa Sportfoto)