Dang Qiu (Borussia Düsseldorf): "Man muss das ganze Jahr performen"

Dang Qiu (Borussia Düsseldorf): "Man muss das ganze Jahr performen"

Europameister Dang Qiu steht mit Titelverteidiger Borussia Düsseldorf in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) vorzeitig als Gewinner der Hauptrunde fest. Im Interview spricht der deutsche Spitzenspieler über die Gründe für das gute Abschneiden seines Teams, seine persönlichen Erfahrungen im bisherigen Saisonverlauf und seine Ziele bei der anstehenden NDM in Nürnberg.

Dang Qiu, Borussia Düsseldorf und Sie stehen in der Tischtennis Bundesliga nach dem 3:1-Heimsieg bereits vorzeitig als Sieger der Hauptrunde fest. Wie fällt die Bilanz Ihres Klubs für die TTBL-Hauptrunde aus?

Die Hauptrunde zu gewinnen, ist nie ein einfacher Akt. Immerhin ist die Saison mit vielen Spielen sehr lang. Am Ende setzt sich aber die Konstanz durch, eine Super-Form mit Siegen an mehreren Wochenenden nacheinander oder in ein, zwei Monaten reicht da nicht - man muss über das ganze Jahr performen. Wir haben zwar einen unglaublich guten Start gehabt, aber in der Rückrunde sah es etwas anders aus, weil wir durch Verletzungen personell manchmal etwas schwächer aufgestellt waren. Aber auch das gehört eben zu einer langen Saison, das muss man kompensieren, das ist uns zumeist auch gelungen, denn die Spiele, die wir für Platz eins noch gewinnen mussten, haben wir gewonnen. Das sind gute Zeichen und gibt Rückenwind für die Play-offs.

Haben Sie vor Saisonbeginn damit gerechnet, dass Ihre Mannschaft so lange so souverän vorne weg marschieren könnte?

Man rechnet immer mit Widerstand, denn individuell betrachtet kann uns jede andere Mannschaft gefährlich werden. Bei dem guten Start hat einfach vieles gepasst. Wir waren in einer Superform, haben sehr gut gespielt und praktisch auch alle knappen Spiele gewonnen. Dass alles so zusammenkommt, passiert auch nicht so häufig, aber so konnten wir uns eben einen gigantischen Puffer aufbauen und das am Ende für uns nutzen.

In den beiden letzten Runden der regulären Saison spielen der Post SV Mühlhausen und Ihr früherer Verein ASV Grünwettersbach um Rang vier und damit um den Platz im Halbfinale gegen Ihre Mannschaft. Haben Ihre Mitspieler und Sie einen Wunschgegner?

Nein, absolut nicht. Das sollen die beiden Mannschaften unter sich ausmachen. Sich Gegner zu wünschen, ist immer sehr gefährlich - das kann schnell nach hinten losgehen.

Sie stehen in der TTBL momentan bei 13:2 Siegen. Wie fällt Ihr persönliches Fazit vor der Play-off-Runde aus?

Natürlich fällt meine Bilanz bisher positiv aus, ich kann damit sehr gut leben und bin sehr zufrieden. Zum zweiten Mal nacheinander habe ich in einer Saison kaum Spiele verloren, und für mich ist das ein schönes Zeichen, dass ich dadurch zu den besten Spielern der Liga gehöre und mich zwei Jahre hintereinander so gut präsentieren konnte.

Die laufende Saison war aber auch das erste Jahr nach Ihrem EM-Titelgewinn 2022 in München. Haben Sie im Vergleich zu vorherigen Spielzeit den oft beschriebenen Effekt bemerkt, dass Gegner gegen den Träger eines wichtigen Titels besonders motiviert an den Tisch gehen?

Ja, das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Schön war vor allem aber zunächst, dass sich die Zuschauer auch bei unseren Auswärtsspielen gefreut haben, dass ich spiele. Am Tisch will tatsächlich jeder Gegner gegen den Europameister gewinnen und hat gegen mich nichts zu verlieren, in der Position muss ich mich zurechtfinden. Titel bringen schließlich automatisch Druck und Erwartungen, und ich bin sehr froh, dass ich dem Druck bisher standhalten konnte.

Haben Sie sich vor der Saison nach Ihrem EM-Coup mit dieser besonderen Form des Drucks auseinandergesetzt?

Mir ist bewusst, dass das zu einem Prozess gehört, der fortlaufend stattfindet und den alle Topspieler durchlaufen haben. Man will ja um die großen Titel spielen und sie gewinnen, und wenn es passiert, ist man schon darauf vorbereitet, dass man mit den Erwartungen und Ansprüchen anderer Leute umgehen muss.

Schon am letzten März-Wochenende steht für Sie in Nürnberg die NDM auf dem Programm. Wie blicken Sie nach Ihren internationalen Erfolge der "Operation Titelverteidigung" entgegen?

Die NDM sind für mich weiter ein schönes Turnier mit vielen starken Spielern, die eng beisammen sind. Da kann in den vielen Spielen in kurzen Zeiträumen immer viel passieren, zumal meine persönliche Vorbereitung durch die wichtigen Turniere in den vergangenen Wochen nicht ideal gewesen ist. Aber heiß werde ich auf jeden Fall sein.

Bundestrainer Jörg Roßkopf hat nach dem Grand Smash die Terminsituation im Tischtennis beklagt. In der Vergangenheit haben international viel geforderte Spieler wie Sie bei einer NDM pausiert. Ist das für Sie ein Thema gewesen?

Nein, ich habe noch nie für die NDM abgesagt, das Turnier hat für mich wirklich einen hohen Stellenwert. Ein Verzicht kam dieses Jahr für mich schon alleine deshalb nicht infrage, weil Benedikt Duda und ich durch unseren sechsten Doppel-Titel nacheinander die früheren Weltmeister Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner überholen und einen Rekord aufstellen können. Das würde ich schon sehr gerne erreichen.

Wie schätzen Sie Roßkopfs Forderung nach mehr Freiräumen für Trainingszeiten ein?

Man muss Trainingsblöcke haben, um sich zu verbessern. Man kann zwar sicherlich auch unter den jetzigen Umständen gute Ergebnisse erzielen, aber langfristig fällt man etwas zurück, weil man das Niveau nur hält und nicht besser wird, sich nicht steigert. Die Frage nach einem Verzicht wird sich mit der Zeit sicher bei dem einen oder anderen Turnier stellen, aber die Entscheidung sollte man dann immer auch von der konkreten Situation abhängig machen.