Andreas Preuß (Manager Borussia Düsseldorf): "Mit uns ist immer in jedem Wettbewerb zu rechnen."
Borussia Düsseldorf hat durch das 3:1 im Liebherr TTBL-Finale gegen Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken TT den Titelhattrick geschafft. Im Interview spricht der Manager des Rekordmeisters der Tischtennis Bundesliga über die Unterschiede zwischen den beiden Endspielen. Timo Bolls Comeback und die Ambitionen der Rheinländer in der kommenden Saison.
Andreas Preuß, Ihr Team Borussia Düsseldorf hat im Liebherr TTBL-Finale zum dritten Mal nacheinander die deutsche Meisterschaft gewonnen. Welchen Stellenwert hat der Titel für Ihren Klub?
Das Spiel hatte für unseren Klub nach den vorherigen Niederlagen im Pokal und in der Champions League einen unglaublich hohen Stellenwert für unseren Verein, denn ein drittes verlorenes Finale wäre für uns sehr enttäuschend gewesen, denn dreimal Zweiter geworden zu sein, bedeutet eben auch keinmal Erster. Wenn man in Düsseldorf spielt, spielt man immer um den Sieg und keinesfalls nur darum, Zweiter zu werden.
Der Finalsieg bedeutete auch eine erfolgreiche Revanche für die Niederlage im Champions-League-Endspiel. Was hat aus Ihrer Sicht den Unterschied zwischen den beiden Finals ausgemacht?
Den Unterschied hat eindeutig Anton Källberg gemacht. Wenn ein Spieler seines Formats nach drei sehr starken Jahren in zwei Champions-League-Finals null Punkte macht, ist das schon sehr unerwartet gekommen. Dafür war er im Liebherr TTBL-Finale - ohne die Leistungen eines Dang Qiu, eines Timo Boll oder auch eines Kay Stumper im gesamten Saisonverlauf schmälern zu wollen - besonders durch seinen Sieg im ersten Einzel gegen Patrick Franziska nach schier ausssichtslosem Rückstand unser Matchwinner.
Speziell Anton Källberg war im Vergleich zu den Finals in Europas Königsklasse nicht wiederzuerkennen. Nach seinen Nullnummern in der Champions League war Ihr Schwede nunmehr Borussias Matchwinner. Wie ist Källberg in den vergangenen Wochen wieder so stark geworden?
So richtig schwach war er ja eigentlich gar nicht, aber grundsätzlich ist das schon die Königsfrage: Wenn man die genau beantworten könnte, würde jeder Spieler immer stark spielen. Generell aber ist Anton immer noch nicht fertig in seiner Entwicklung, aber konkret haben wir nach den Champions-League-Finals mit Anton geredet, geredet und geredet. Unser Trainer Danny Heister hat auch spieltaktisch einige Dinge bei ihm umgestellt, er selbst hat auch taktisch einiges verändert. Dann hatte er ein Topturnier in Tunesien, wo er auch einige starke Chinesen geschlagen hat, und anschließend auch starke European Games, bei denen er nur im Finale gegen das deutsche Team seine Einzel verloren hat. Da hatte ich ein wenig die Sorge, dass ihn das trotz seines insgesamt wieder sehr hohen Niveaus etwas für unser Finale anknockt, aber gegen Patrick Franziska hat er nach anderthalb schlechten Sätzen wieder zu seiner guten Form zurückgefunden und ist dabei auch im Kopf unheimlich stark gewesen.
Källberg sprach nach dem Finale auch davon, sich immer noch über Düsseldorfs Niederlage in der Champions League zu ärgern. Wie groß ist die Genugtuung in Düsseldorf generell?
Natürlich ist die Genugtuung - bei allem Respekt vor Saarbrücken - groß: Wir wollten zeigen, dass wir die Nummer eins in Deutschland sind, und das ist uns gelungen, auch wenn Saarbrücken für uns immer eine große Nummer ist und es immer 50:50-Spiele gegen sie sind.
Timo Boll konnte im Finale nach über vier Monaten Verletzungspause sein Comeback geben. Wie wichtig war seine aktive Teilnahme an dem Endspiel für Ihre Mannschaft?
Dass Timo überhaupt wieder am Tisch dabei war, gibt uns Mut und Hoffnung. Es war unglaublich wichtig für ihn, nach so langer Zeit wieder mit Zählgerät zu spielen und auch einen harten Wettkampf gegen einen für ihn unangenehmen Gegner. Er hat dabei trotz seiner Niederlage seine Sache gut gemacht und ist auf einem guten Weg. Es war auch für sein großes Ziel Olympia schon ein Fingerzeig, auch wenn er noch einige Wochen brauchen wird und momentan nur bei 80 bis 90 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ist. Es war vor allem aber unglaublich toll, dass er wieder dabei war.
Im Falle einer Niederlage hätte Düsseldorf zum ersten Mal seit 2020 wieder und zum insgesamt erst dritten Mal in der Ära Timo Boll eine Saison ohne Titel abschließen müssen. Wie groß war der Druck, das zu verhindern?
Der Druck war natürlich sehr groß. Wenn wir gar keinen Titel gewinnen, wird immer ganz schnell gesagt, dass die Borussia auf einem absteigenden Ast sei und von Saarbrücken oder anderen abgelöst werden würde. Es wäre auch nicht schön gewesen, nach Spielen für die Tischtennis-Geschichte wie in der Champions League im Halbfinale gegen Neu-Ulm oder in den Endspielen gegen Saarbrücken, in denen unsere Mannschaft mehrfach über sich hinausgewachsen ist, die Saison ganz ohne Titel zu beschließen. Es wäre zwar immer noch keine schlechte Saison gewesen, aber trotzdem hätte sich in der öffentlichen Bewertung das Jahr für viele als schlechte Saison dargestellt. Jetzt aber bedeutet der Titel die Krönung einer Super-Saison.
In der kommenden Saison wird Düsseldorf in der Bundesliga wieder der Gejagte und in der Champions League der Jäger sein. Wie wird Ihre Mannschaft mit den unterschiedlichen Ausgangslagen umgehen?
In Düsseldorf sind wir irgendwie immer die Gejagten. In der Champions League muss aber wohl Neu-Ulm als Favorit gelten, auch wenn da immer alles erst gespielt werden muss. Aber als Rekordmeister und mehrfacher Champions-League-Gewinner fühlt man sich auch immer als der Gejagte. Es gibt da womöglich gar keinen Unterschied zwischen Champions League und Meisterschaft, auch wenn der Druck in der Champions League womöglich nicht so hoch wie in der Liga ist. In der TTBL allerdings müssen neben Saarbrücken, das durch Yuto Muramatsu nochmal stärker sein wird, auch wieder die TTF Liebherr Ochsenhausen nach der Rückkehr ihres Top-10-Mannes Hugo Calderano zu den Titelkandidaten gezählt werden. Mit uns wird aber immer in jedem Wettbewerb zu rechnen sein.
Die nächste Saison ist auch schon wieder eine Olympia-Saison. Wie wirkt sich das aus?
Das vieles sehr kompliziert wird. Fast alle Spieler auch von uns wollen zu Olympia, so dass für sie hohe Weltranglistenpositionen und international gute Leistungen von eminent großer Bedeutung sind. Die große Herausforderung wird sein, den Alltag zu bestreiten und in Halbfinals und Endspielen top drauf zu sein, wobei man gleichzeitig den Olympia- und Entwicklungsambitionen der Spieler gerecht werden will und muss. Für diese Situation werden wir in der neuen Saison aber auch insgesamt sechs Spieler haben.
Borussia hat nun wie ihr Rekordmeister-Pendant Bayern München im Fußball 33 Meister-Titel auf dem Briefkopf stehen. Wer kann als erstes noch fünf Titel gewinnen und damit Wasserball-Rekordchampion Spandau 04 Berlin als erfolgreichsten deutschen Verein in einer olympischen Mannschaftssportart überholen und ablösen?
Das ist ein ewiges Rennen, wobei ich meine, dass wir eher dran sein können, denn unsere Mannschaft hat ein tierisch großes Potenzial, denn eigentlich können wirklich alle noch besser als in der abgelaufenen Saison spielen.