Almaty-Sieger Ruwen Filus: „Letzter Platz ist nicht Fuldas Anspruch“

Almaty-Sieger Ruwen Filus: „Letzter Platz ist nicht Fuldas Anspruch“

Ruwen Filus hat durch seinen Turniersieg beim WTT Contender in der kasachischen Hauptstadt Almaty für einen Paukenschlag gesorgt. Im Interview spricht der Abwehr-Virtuose vom TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell über den Stellenwert seines Erfolgs, die Gründe für seinen Verzicht auf eine Teilnahme an der Mannschafts-WM in Chengdu/China und den holprigen Einstieg seines Teams in die neue Saison der Tischtennis Bundesliga (TTBL).

Ruwen Filus, Ihr Turniersieg beim WTT Contender am dritten September-Wochenende in Almaty ist eine große Überraschung gewesen. Wie sehr genießen Sie diesen Erfolg in Kasachstan?

Einige haben mir geschrieben und gratuliert, aber es ist ja fast schon wieder ein alter Hut, denn es geht ja immer weiter. Doch im Ernst: Im Finale gegen einen Olympia-Vierten und Top-10-Spieler nach einem 0:3-Rückstand noch zu gewinnen – daran werde ich noch einige Zeit denken.

Wie stufen Sie selbst diesen Titelgewinn gegen einen Weltklassespieler wie Lin Yun-Ju ein?

Schon sehr weit vorne. Das Challenger, das ich 2019 in Bangkok gewonnen habe, war nicht so gut besetzt, das Feld in Almaty hatte schon eine hohe Qualität, deswegen gehört dieser Turniersieg auch zu den Top 3 meiner größten Erfolge.

Welche Highlights zählen noch dazu?

Natürlich mein Finale im vorigen Jahr beim WTT Star Contender in Doha, wo eigentlich schon alle Topspieler dabei waren, und die Silbermedaille bei der Mannschafts-WM 2018 in Schweden, wo unser Weg ins Endspiel sehr emotional gewesen ist.

Was hat denn in Almaty so gut gepasst, dass es mit dem Titel geklappt hat?

Es war schon kein einfacher Weg, ich habe nicht immer mein bestes Tischtennis gespielt. Der eine oder andere Gegner muss vielleicht auch einmal nicht gerade seinen besten Tag haben, aber es muss auch die Auslosung passen, was mittlerweile echt sehr viel Glückssache geworden ist. Letztlich muss man aber für den Turniersieg auch so gut spielen, dass man Topspieler schlägt.

Sie haben nach der Siegerehrung erklärt, eigentlich nur mit zwei Spielen gerechnet zu haben. War Ihre Form wirklich so sehr von Ihrem Topniveau entfernt?

Ich habe in Almaty meine ersten Spiele bei einem WTT-Turnier in diesem Jahr gewonnen. Wenn man vorher viermal schon in der ersten Runde rausgegangen ist, sind auch die eigenen Erwartungen erst einmal nicht so hoch.

Erwartet hatte der eine oder andere Beobachter auch Ihre Nominierung für die anstehende Mannschafts-WM ab Ende September in Chengdu. Was sind die Gründe dafür, dass Sie nicht zum Aufgebot von Bundestrainer Jörg Roßkopf gehören?

Es ist tatsächlich mit dem Bundestrainer so besprochen gewesen, dass ich nicht mit zur WM reise. Aufgrund meiner bekannten Familiensituation ist für mich sehr wichtig, dass ich auch kurzfristig immer die Möglichkeit zu einer spontanen Rückreise haben möchte und muss. Das war aber in China aufgrund der Corona-Vorschriften im Land nicht möglich, ohne vor einem außerplanmäßigen Rückflug für sieben Tage in Quarantäne zu müssen.

Nur etwas mehr als 24 Stunden nach Ihrem Titelgewinn in Kasachstan haben Sie zu Wochenbeginn in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) für Ihren Verein TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell Ihr Saisondebüt in der TTBL gegeben, allerdings beim 0:3 bei Werder Bremen Ihr Einzel gegen Kirill Gerassimenko verloren. Warum hat es mit dem Einstand nicht wie erhofft funktioniert?

Es war eine lange Reise aus Almaty zurück, wir saßen nachts im Flieger. Aber eigentlich habe ich auch gar nicht so schlecht gespielt., aber Gerassimenko hat auch sehr gut gespielt und mich nicht ins Spiel gelassen.

Nicht gut in die Saison gestartet ist auch Ihre Mannschaft insgesamt. Nach der vergangenen Spielzeit mit der Play-off-Teilnahme haben Sie alle sich in Fulda für die neue Saison doch sicherlich mehr ausgerechnet als den letzten Platz, oder?

Natürlich. Aber man muss schon deutlich sagen, dass wir uns in einer kleinen Krise befinden. Wir müssen uns da wieder rauskämpfen.

Was sind die Gründe für den schlechten Start?

Wir haben auf den vorderen Positionen zu viele Breaks hinnehmen müssen, das hat uns in den bisherigen Spielen immer das Genick gebrochen. Wir müssen wieder dahinkommen, dass wir die Spiele hinten raus wieder knapper gestattet bekommen. Der letzte Tabellenplatz ist jedenfalls ganz sicher nicht Fuldas Anspruch.

Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund das Pokal-Achtelfinale am Freitag bei Zweitligist Fortuna Passau?

Das ist sehr wichtig, denn jeder Sieg kann uns helfen, uns da wieder herauszuziehen. Dann kommt die lange Pause, nach der die schwere Zeit schon wieder etwas zurückliegt, so dass wir praktisch von neuem beginnen.