Alexander Walkenhorst ("Spontent"): "Tischtennis wird wirklich transportiert"
"Spontent" hat als Medienpartner der Tischtennis Bundesliga zur angebrochenen Rückrunde sein Programm-Portfolio weiter ausgebaut. Geschäftsführer Alexander Walkenhorst bilanziert im Interview die Erkenntnisse aus dem ersten Halbjahr der Zusammenarbeit mit der TTBL und den Vereinen. Zudem spricht der 34-Jährige über die jüngsten Ergänzungen der "Spontent"-Inhalte auf der Livestreaming-Plattform Twitch und die Aussichten über die laufende Saison hinaus.
Alexander Walkenhorst, in der TTBL hat die Rückrunde bereits begonnen. Sicherlich haben Ihre Mitarbeiter und Sie bereits eine Analyse der Hinrunde eingeleitet. Konnten Sie schon Erkenntnisse aus der Auswertung gewinnen?
Die TTBL hatte ja bereits kurz nach Saisonbeginn von einer Vervier- oder fast Verfünffachung der Streaming-Nutzer im Vergleich zur vorherigen Saison berichtet. Der Trend hat auf jeden Fall angehalten.
Haben Sie weitere Erfahrungen verdichten können?
Wir lernen die Tischtennis-Community ja auch gerade erst noch kennen. Wir haben erst zum Teil ein Muster herausgearbeitet, welches Spiel oder welche Konstellation für viel Aufmerksamkeit sorgt. Da ist unabhängig davon, ob wir über den Livestream sprechen oder die Zweitverwertung mit Highlights bei Youtube. Der Zuspruch lässt sich sehr häufig im Gegensatz zu unseren Erfahrungen etwa im Volleyball überhaupt nicht logisch herleiten. Das ist aber alles kein Problem, weil anscheinend jedes Team, jede Konstellation und jedes Match-up in der TTBL für die Kernzielgruppe von Interesse ist, was in anderen Ligen auch völlig anders ist. Da erkennt man auch an den Quoten, wenn der Tabellenachte gegen den Tabellenneunten spielt.
Geht Ihr Team denn diesen Phänomenen noch weiter auf den Grund?
Ja, natürlich. Wir archivieren ja die einzelnen Daten von jedem Stream. Auch unsere Vermutung, dass einzelne Spieler den Unterschied ausmachen könnten, hat sich dabei nicht bestätigen lassen. Auf jeden Fall schauen wir uns das aber sehr genau an, denn wir wollen davon ja nicht zuletzt auch für unseren Auftraggeber DYN ableiten, wann Tischtennis-Content und Spiele warum von wem am meisten konsumiert wird. Das sind für den Bereich der Medialisierung sehr wichtige Aspekte. Zur Auswertung aller bisherigen Daten findet dafür im Februar auch ein Workshop statt.
Wie zufrieden ist "Spontent" denn mit dem ersten Halbjahr?
Es ging ja beim ersten Aufschlag darum, die Liga kennenzulernen und das Produktionsniveau zu stabilisieren. Womit wir sehr zufrieden sind, ist unser Kommentatoren-Duo Richard Scharmann und Dennis Heinemann, die als Host eine gute Kombination aus Expertise für das Nerd- und Freak-Publikum und Bindegliedern zum Gesamtpublikum verköpern. Mit solchen Gesichtern als Hosts steht und fällt ja die Berichterstattung. Beim Vergleich der Bilder haben wir einen signifikanten Anstieg erreicht, und das war unser wichtigstes Ziel für das erste Halbjahr. Wir bekommen an verschiedenen Stellen und vor allem auch aus verschiedenen Quellen zurückgemeldet, dass sich die Produktionsqualität um ein Vielfaches verbessert hat. Das ist gerade auch beim Tischtennis wichtig, denn eine solch schnelle Sportart lebt von guten und scharfen Bildern oder auch von guten Zeitlupen. Wir haben, auch mit Ehrenamtlern in den Hallen, bereits ein Niveau erreicht, auf dem man Tischtennis gut schauen kann und die Sportart Tischtennis wirklich transportiert wird.
Wie gehen Sie dabei vor?
Letztlich ist es natürlich die Technik, mit der wir arbeiten. Wir schieben mit jeder Kamera 60 Bilder pro Sekunde auf die Endgeräte, das macht in einer so tremporeichen Sportart natürlich schon einen Unterschied aus. Wir haben aber natürlich, und das ist meiner Meinung nach inzwischen auch deutlich geworden, auch einen andere Vorstellung von Schnitt und Bildführung, und diese Ideen von Bildproduktion konnten wir gut einbringen. Es gibt aber noch viel wichtigere Veränderungen.
Was meinen Sie damit?
In der TTBL wurde vor dieser Saison redaktionell rund um den Bereich der Bewegtbilder und das Live-Erlebnis redaktionell noch nie wirklich gearbeitet. Wir haben vor kurzem damit begonnen, das Zeitfenster der Stunde vor einem Spiel zu erschließen. Bei solchen Zusatzformaten dem Online-Start einer Sendung schon 60 Minuten vor Spielbeginn mit zwei Experten, die auf das Spiel einstimmen, in dem viel redaktionelle Arbeit steckt, schauen im Moment noch vergleichsweise sehr wenige zu, weil alle noch daran gewöhnt sind, dass erst zu Spielbeginn etwas zu sehen ist. Wir kennen das aber bereits aus anderen Sportarten, dass man für Veränderungen solcher Gewohnheiten Zeit braucht, und wir haben damit ja erst vor wenigen Wochen angefangen.
Neu hinzugekommen ist Mitte Januar außerdem das gestreamte Liga-Magazin "2. Phase", das ja ein weiterer Baustein der neuen Medienstrategie mit mehr personalisierten Inhalten sein soll. Die Sehgewohnheiten der Tischtennis-Fans haben Sie gerade schon thematisiert - wie sollen diese Formate letztlich die Zielgruppe erreichen?
Es gibt diese Zielgruppe, die digital interessiert ist. Wir haben bei der Premiere von "2. Phase" im Interview mit Timo Boll es auf Anhieb geschafft, Situationen zu kreieren mit einem Weltklassespieler, die besonders sind - dafür muss man Aufmerksamkeit schaffen, indem wir diese Inhalte teilen und außerdem eine Regelmäßigkeit schaffen, dann schalten die Menschen auch ein. Ob der Termin am Dienstag der richtige Sendeplatz ist oder die Leute sich erst an den Dienstag gewöhnen müssen, wird sich ergeben, das wissen wir aus Erfahrung in anderen Sportarten.
Haben Sie für die Rückrunde noch weitere Neuerungen geplant?
Wir sind am vorletzten Januar-Sonntag zum ersten Mal mit einem "Double Header" auf Sendung gegangen. Wir wollen das sonntags mit dem 13.00- und dem 16.30-Uhr-Spiel als Eckpfeilern etablieren. Dadurch haben wir - beginnend mit der Vorberichterstattung schon ab 12.00 Uhr - gut neun Stunden Sendestrecke, die von zwei bis drei Spielen umklammert und redaktionell mit Ausblick, Ergebnissen, Meinungen und Interviews gefüllt wird. Beim Volleyball ist das unser erfolgreichstes Format, weil die Leute sich darauf einstellen, die jeweils zwei Spiele gucken zu können und zu wollen. An einem Dienstag gekoppelt mit einem Gesamtüberblick führt das hoffentlich dazu, dass sich einerseits die Leute für Zusatzinfos und Zustazstories interessieren und andererseits die TTBL fünf Tage nacheinander immer wieder frischen Content anbieten kann.
Soll das beschriebene Gesamtpaket auch in der kommenden Saison, wenn DYN als eigenständiger Streaminganbieter weiterhin in Zusammenarbeit mit Ihnen an den Start geht, das Angebot sein?
Den derzeitigen Umfang wollen wir ausprobieren, in der Rückrunde auch durchziehen und auf jeden Fall auch Lehren daraus ziehen. Dazu soll auch unser Workshop im Februar dienen. Wenn DYN mit den Übertragungen beginnt, wird es darum gehen, die TTBL im Gesamtkontext mit Handball, Basketball und Volleyball zu präsentieren. Dann müssen die TTBL und wir auch in den Austausch über mögliche Sendeformate und zeitliche Abläufe gehen, denn DYN hat ja ein Interesse daran, eine Heimat für alle Sportfans zu sein, und darauf sollte der Programmablauf schon abgestimmt sein. Wir planen aber für die neue Saison, redaktionell den Anspruch zu halten oder sogar auszubauen.